Affenpocken: Bietet die klassische Pockenimpfung Schutz vor einer Ansteckung?
Seit dem ersten bekannten Fall gibt es mittlerweile fast täglich neue Meldungen über Ansteckungen mit den Affenpocken, die sich weltweit auszubreiten scheinen. Viele stellen sich nun die Frage, inwiefern die Infektion den herkömmlichen Pocken ähnelt und vor allem: Schützt eine teilweise jahrzehntealte Pockenimpfung auch vor den Affenpocken?
Wer damals in Westdeutschland im Jahr 1976 oder noch davor geboren wird und im ehemaligen Ostdeutschland 1982 oder früher das Licht der Welt erblickt, wird damals in den meisten Fällen noch gegen die Pockenkrankheit geimpft (im Osten des Landes erfolgen aber ab 1980 schon keine Erstimpfungen mehr). 1979 wird die gesamte Welt dann laut MDR für pockenfrei erklärt, die Impfkampagne größtenteils eingestellt. Wer die Impfung damals erhalten hat, wird sich heute wahrscheinlich fragen, inwiefern diese vor den derzeit grassierenden Affenpocken schützt. Wir verraten es euch.
Unterschied Affenpocken und klassische Pocken
Ein wenig tappt die Wissenschaft bei den Affenpocken im Dunkeln. Die Infektion ist bislang so selten aufgetreten, dass sie in der Forschung einfach eine untergeordnete Rolle gespielt hat.
Der Virologe Klaus Stöhr in der Bild dazu:
In England gab es immer mal wieder einzelne Fälle, doch die jährlichen Infektionen in Europa oder den USA konnte man an zwei Händen abzählen. Eine Infektion war für den einzelnen unwahrscheinlicher, als vom Blitz getroffen zu werden.
Es ist jedoch bekannt, dass es sich bei dem Erreger sowohl bei den klassischen humanen Pocken als auch bei den Affenpocken um Orthopocken-Viren handelt. Das Friedrich-Loeffler-Institut schreibt in einem Informationsblatt über die Affenpocken, dass die Symptome beim Ausbruch beider Krankheiten recht ähnlich sind, dank Laboruntersuchungen aber genau voneinander unterschieden werden können.
Des Weiteren ist eine Ansteckung mit dem klassischen Variola-Virus oft gefährlicher als der Verlauf nach einer Affenpockeninfektion (dies ist zumindest der heutige Stand der Forschung). Das Ärzteblatt schreibt über das Risiko einer Erkrankung mit den klassischen Pocken, die auch als Blattern bekannt sind, Folgendes:
Die Letalität an Pocken beträgt nach Schätzungen bei Ungeimpften rund 30 Prozent oder mehr aller Erkrankten. Bei Überlebenden muss mit bleibenden Schäden gerechnet werden (Blindheit, Hirnschäden). Der Schweregrad und der Ausgang der Pockeninfektion wird durch verschiedene bekannte Risikofaktoren mitbestimmt. Hierzu gehören neben der Beeinträchtigung des Abwehrsystems Schwangerschaft sowie niedriges und hohes Lebensalter.
Impfschutz: Bietet eine alte Impfung auch Schutz vor den Affenpocken?
Sowohl das RKI als auch das Friedrich-Loeffler-Institut berichten, dass die klassische Pockenimpfung auch Schutz vor einer Ansteckung mit den Affenpocken bietet. Das Robert-Koch-Institut schreibt auf seiner Seite:
Aufgrund der Ähnlichkeit der Viren schützen Impfstoffe, die zum Schutz vor den echten Pocken (Variola) entwickelt wurden, auch vor Affenpocken.
Obwohl es für die klassischen Pocken keine systematische Impfung mehr gibt, existiert laut dem Virologen Gerd Sutter noch genug Impfstoffvorrat. Der Zeit gegenüber betont auch er, dass der Impfstoff gegen die Affenpocken helfen soll und es gebe den Vorrat "für den Fall, dass "Pockenviren aus einem bisher unbekannten Reservoir wieder auftauchen oder als Biowaffe eingesetzt werden."
Des Weiteren gibt es einen Pockenimpfstoff, der laut Bild "modifiziertes Vacciniavirus Ankara (MVA) beinhaltet", welcher in den USA auch eine Zulassung für die Impfung gegen Affenpocken hat. In der EU sei dies noch nicht der Fall, da es bisher den Bedarf nicht gegeben habe.