Hodenschmerzen sind neues Corona-Symptom: Macht Covid-19 unfruchtbar?
Ein Bericht von fünf amerikanischen Ärzten beschreibt den Fall eines Covid‑19‑Patienten, der über Hodenschmerzen klagt. Den Ärzten zufolge könnten diese mit der Krankheit in Verbindung stehen.
Fieber, Husten, Brustschmerzen, Atemprobleme, Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns… und jetzt auch noch Hodenschmerzen? In einem Bericht, der am 26. August in der Fachzeitschrift American Journal of Emergency Medicine veröffentlicht wurde, macht ein Ärzteteam eines Instituts in San Antonio (Texas) auf den Fall eines 37‑jährigen Amerikaners aufmerksam. Dieser wies, zusätzlich zu anderen Covid‑19‑Symptomen, geschwollene Hoden auf und klagte über Schmerzen im Genitalbereich.
Ein neues Symptom?
Wie in dem Bericht erklärt wird, hatte der Mann zunächst konstitutionelle Beschwerden wie sie häufig bei Covid‑19 auftreten: Fieber, Husten, starke Müdigkeit, die während 10 Tagen schlimmer wurden. Während der letzten drei Tage kamen dann auch Hodenschmerzen hinzu. Der Patient war zwei Wochen zuvor positiv auf Covid‑19 getestet worden.
Nachdem er in die Notaufnahme gegangen war und eine Nacht im Krankenhaus verbracht hatte, ging der Mann mit etwas weniger Schmerzen nach Hause. Wie die Ärzte erklären, gibt es einen Hinweis, der diese Hodenschmerzen mit SARS-CoV-2 in Verbindung bringt: eine beeinträchtigte Spermienqualität.
Unfruchtbarkeit zu befürchten?
Das Sperma von Männern, die mit SARS-CoV-2 infiziert sind, weist eine Veränderung der Spermienqualität auf, was sich möglicherweise in Zukunft auf die männliche Fruchtbarkeit auswirken könnte. Darüber hinaus können thrombotische Komplikationen von SARS‑COV‑2 auch das Urogenitalsystem betreffen, wobei über Priapismus bei einem kritisch kranken Patienten mit akutem Atemnotsyndrom und koagulopathischen Komplikationen berichtet wird.
Infolgedessen legen die Ärzte es Männern nahe, bei möglichen neuen Hodenschmerzen sehr vorsichtig zu sein.
Mit dem Fortschreiten der SARS-CoV-2-Pandemie müssen seltene reproduktive Komplikationen vermeldet werden. Die Identifizierung seltener urogenitaler Auswirkungen kann Notärzten helfen, diese Krankheit zu erkennen und eine geeignete Behandlung, Quarantäne und Fruchtbarkeitsüberwachung zu verordnen.
Dieser Fall erinnert daran, dass eine im Juli in der gleichen Zeitschrift veröffentlichte Analyse einen möglichen Zusammenhang zwischen Priapismus (anhaltenden und besonders schmerzhaften Erektionen) und dem Virus erwähnte. Das Covid-19‑Virus ist offensichtlich noch weit davon entfernt, all seine Geheimnisse preisgegeben zu haben.