Krisenmanagement falsch gelaufen: Die 3 größten Fehler der Regierung
Der Ex-Regierungsberater Matthias Schrappe ist empört über die Maßnahmen der Bundesregierung in der Corona-Krise. Seiner Meinung nach hätte Einiges anderes laufen müssen.
Der Infektiologe und Medizinprofessor Prof. Matthias Schrappe von der Universität Köln war von 2007 bis 2011 Vize-Vorsitzender des Sachverständigenrates Gesundheit.
Jetzt gibt er gegenüber BILD seine Meinung zur bisherigen Corona-Strategie der Regierung preis. Trotz Lockerungsplan ist er alles andere als positiv gestimmt und bringt einige Verbesserungsvorschläge vor.
Inzidenzwert ist "nicht belastbar"
Laut Schrappe hat die Regierung in ihrer Vorgehensweise gleich mehrere Fehler gemacht. Drei davon sind in seinen Augen besonders gravierend und nicht akzeptabel.
Die dem Robert Koch-Instuitut täglich gemeldeten Zahlen veranschaulichen nur die getesteten Menschen. Doch das Coronavirus wird auch von Infizierten ohne Krankheitsverlauf übertragen.
Der Inzidenzwert, den die Regierung schon seit Monaten nutzt, um neue Regelungen und Beschränkungen im alltäglichen Leben festzulegen, sei daher überhaupt nicht aussagekräftig. Dazu sagt der Gesundheitsexperte:
Es ist tragisch, wie die Bundesregierung den Inzidenzwert benutzt, um politische Entscheidungen durchzusetzen.
Den Inzidenzwert auf die gesamte Bevölkerung umzurechnen mache schlicht und einfach keinen Sinn. Schrappe wirft der Regierung vor, "unzuverlässige Werte" zur Entscheidungshilfe heranzuziehen.
"Unsere Alten" wurden nicht geschützt
Die Bewohner der Pflegeheime sind diejenigen, die gesundheitlich momentan am stärksten unter der Krise leiden. Doch auf Vorschläge oder Einsprüche von Experten vor Ort hat die Regierung nicht gehört.
Anstatt die Älteren direkt zu schützen, seien nur Kontaktbeschränkungen durchgesetzt worden - Eine Schande in den Augen des ehemaligen Regierungsberaters.
Das denkbar„komplexeste gesellschaftliche Projekt“
Nicht zuletzt bereitet die vielerorts kritisierte Impfstrategie auch Professor Schrappe Kopfzerbrechen. Die Planung sowie die Durchführung weisen Mängel auf, für die die Bevölkerung schon lange einen Schuldigen sucht.
Er bezeichnet eine Impfkampagne wegen der ethischen, juristischen und medizinischen Faktoren, die in die Entscheidungen einfließen, als das denkbar„komplexeste gesellschaftliche Projekt“.
Es muss von vornherein geklärt sein, welche Rechte Geimpfte haben. Das wurde versäumt.
Die Meinung des Experten ist klar: Die Bundesregierung hat unzureichende Arbeit geleistet, zumindest in diesen drei Punkten. Die Coronapolitik steh seiner Ansicht nach nun vor einem "Scherbenhaufen".