Psychologische Schäden an Kindern sind unermesslich: Kinderärzte warnen vor Schulschließungen

Kinder müssen die Schule besuchen dürfen
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Kinder müssen die Schule besuchen dürfen

Mit der Corona-Notbremse drohen erneute Schulschließungen und die Kinderärzte sind empört. Sie warnen vor den verheerenden psychologischen Folgen für die betroffenen Kinder und Jugendlichen.

Am heutigen Mittwoch will der Bundestag die bundeseinheitliche Corona-Notbremse beschließen. Zu den Regelungen zählt auch eine verpflichtende Schulschließung ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 165.

Eine Katastrophe, wie der Verband der Kinder- und Jugendärzte findet. Nicht nur, weil die Inzidenzwerte laut Experten gar keine verlässliche Grundlage für strengere Maßnahmen bilden.

Unwiderruflicher Schaden für Kinder und Jugendliche

Scharf kritisieren die Kinder- und Jugendärzte die neue Regelung und werfen der Regierung vor, die massiven Schäden nicht zu berücksichtigen, die die Schulschließungen für Kinder und Jugendliche bedeuten. Verbandspräsident Thomas Fischbach erklärt gegenüber dem RND:

Wenn Kinder und Jugendliche immer wieder in den Bildungslockdown geschickt werden, wird ein Schaden angerichtet, der nicht wieder zu heilen ist.

Die Vermittlung von Wissen sei das Eine, doch auch die Persönlichkeits- und Sozialentwicklung der jungen Menschen bliebe klar auf der Strecke und könne, anders als die Wissensvermittlung, nicht nachgeholt werden.

Heftige Kritik an Corona-Politik

Erst vor Kurzem trifft sich die Regierung, um eine Änderung des Infektionsschutzgesetzes zu beschließen, auf dessen Basis bundesweit einheitliche Regelungen beschlossen werden sollen.

Fischbach wirft der deutschen Politik jedoch vor, die Belange der Kinder nicht zu berücksichtigen und Regelungen ungeachtet ihrer Konsequenzen zu beschließen.

Er kritisiert, dass hier viel zu wenig mit Fachleuten zusammengearbeitet wird und berichtet, dass schon jetzt die verheerenden Folgen der Schulschließungen spürbar werden:

Wir erleben in unseren Praxen Vereinsamung, Depressionen, aggressives Verhalten und eine Zunahme von Fettleibigkeit.

Kinderärzten wird wichtige Rolle zuteil

Der Verbandschef ist sich sicher, dass die Schulen „keine Treiber der Pandemie“ sind und unter Berücksichtigung von Schutzkonzepten geöffnet bleiben sollten.

So können seelische und körperliche Nebenwirkungen für die Kinder verhindert oder zumindest nicht noch verschlimmert werden. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Bundestag in der heutigen Konferenz entscheidet.

Kinderärzte werden auch anderweitig in naher Zukunft eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Corona-Pandemie spielen, weil sie, wenn auch noch nicht die Kinder selbst, bald vermutlich zumindest die Eltern impfen können.