"Muss an Schulen beginnen": Jerome Boateng ruft zum Kampf gegen Rassismus auf
Im Interview äußert sich Jerome Boateng zum Fall George Floyd und den dadurch ausgelösten vehementen Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt. Er ist zutiefst schockiert.
Amerika brennt: Nach der Ermordung des Afroamerikaners George Floyd durch einen Polizisten der Minneapolis Police toben im ganzen Land mitunter gewaltsame Proteste. Behörden sprechen schon jetzt von den größten Aufmärschen seit der Tötung Martin Luther Kings. Immer mehr Prominente äußern sich öffentlich zu dem akuten Problem der Polizeigewalt und auch Sportler nutzen ihre Reichweite, um darauf aufmerksam zu machen.
Profifußballer über Rassismus
Im Interview mit der DW spricht nun auch der deutsche Fußballspieler Jerome Boateng über persönliche Erfahrungen mit Rassismus, und was dagegen getan werden muss.
Die Bilder aus den USA seien "schockierend", macht er deutlich. Afroamerikaner haben so viel zu dem herausragenden kulturellen sowie sportlichen Image des Landes beigetragen, doch der Fall George Floyd zeige wieder einmal, dass Rassismus und "Radial Profiling" bei der Polizei noch immer nicht verschwunden sei.
Ich habe ein gutes Zitat gelesen: Es ist, als wäre Rassismus ein dunkler Raum und ab und zu macht jemand das Licht an, und alles kommt zum Vorschein.
Fremdenfeindlichkeit im Alltag
Den Fußballplatz habe Boateng immer genossen. Schließlich spielen dort Herkunft und Religion keine Rolle. Alles, was zählt, ist der Sport. "Es geht ums Miteinander", erklärt der ehemalige Fußballnationalspieler.
Das beutetet aber noch lange nicht, dass der gebürtige Berliner in seiner Jugend nicht mit Rassismus konfrontiert wurde. Zwar sieht er die Situation in Deutschland, verglichen zu anderen Ländern in der Welt, durchaus gemäßigt, doch er merkt an, dass ihm als Sportler mehr Anerkennung zuteil kommt, als anderen Afro-Deutschen.
Umso besser findet er es, dass Athleten nun ihre Reichweite nutzen, um in großem Stil auf die Probleme und Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen. Zusätzlich erhofft sich der 31-Jährige, dass die ergriffenen Aktionen über Social-Media-Bewegungen hinaus gehen. "Es gilt wirklich anzupacken und etwas zu tun, sei es in Form von Arbeit mit Kindern oder anderen Integrationsprojekten." In Zukunft möchte er an solchen Projekten mitwirken, kündigt er an.
"Kein Kind wird als Rassist geboren"
Boateng, der selbst Vater von zwei Töchtern ist, die er vor derartigen Erfahrungen unbedingt schützen will, sieht den Ursprung des Rassismus in der Erziehung der Kinder. Doch genau darin lege die Lösung. Er erklärt:
Kein Kind auf dieser Welt wird als Rassist geboren. Es liegt immer an den Eltern und an dem, was sie ihren Kindern mitgeben. Es ist wichtig, dass wir ihnen mitgeben, dass Rassismus nicht geht. Und wenn sie mitbekommen, dass jemand beschimpft wird, denjenigen verteidigen und sich wehren. Das muss in den Schulen beginnen und fester Bestandteil des Unterrichts sein. Nur so kommen wir weiter.