Zugführer wird wegen Verspätung Gehalt um 42 Cent gekürzt: Darauf verklagt er die Firma auf Millionen
Normalerweise führt die Verspätung von Arbeitnehmer:innen selten zur Eskalation mit dem Arbeitgeber oder der Arbeitgeberin. Im Fall eines Zugführers tritt allerdings genau das Gegenteil ein: Weil sein Zug mit einer Minute Verspätung in den Bahnhof einrollt, kürzt ihm seine Firma sein Gehalt um ein paar Cent. Daraufhin verklagt der Zugführer sein Unternehmen auf einen Millionenbetrag.
In Okayama, einer Hafenstadt in Japan, kommt es vor einigen Tagen zur Verspätung eines Zugs. Für viele Reisende stellt das keine Ausnahmesituation dar, die besonderer Aufmerksamkeit bedarf. Dem Lokführer des "Bummelzugs" ergeht es da allerdings ganz anders.
Der Lokführer gibt sein Bestes, um die Verspätung aufzuholen
Als der Zugführer, der nicht weiter namentlich genannt wird, mit seinem Zug in den Bahnhof einrollt, weiß er noch nicht, welche Folgen sein kleiner Fehler in den folgenden Tagen nach sich zieht.
Er fährt aus Versehen auf das falsche Gleis ein, bemerkt seinen Fehler jedoch recht schnell und versucht, die dadurch entstandene Verspätung so gut wie möglich wiedergutzumachen. Das RND beschreibt den Vorfall mit allen Zeitfenstern detailliert wie folgt:
Die größte Tageszeitung Japans hatte neben ihrem Artikel über die Angelegenheit eine Grafik gezeichnet, die den Fall dokumentiert. Sie zeigt, wie der Zugführer überpünktlich um 6.48 Uhr auf dem einen Gleis stand, um 7.08 seinen Fehler bemerkte, schnell zum anderen Gleis eilte und dort erst um 7.11 Uhr ankam. Das Abstellgleis, auf das er den Zug hatte führen sollen, erreichte er dann erst um 7.20 Uhr.
Wer viel Zug fährt, wird von so wenig Verspätung fast schon begeistert sein. Der Arbeitgeber des Mannes findet den Vorfall allerdings weniger lustig und so kommt es, dass JR West seinem Mitarbeiter 43 Yen, also 32 Cent, von der nächsten Gehaltsabrechnung abzieht. Das lässt dieser aber nicht auf sich sitzen.
Wiedersehen vor Gericht
Der Zugführer ist mit dem Vorgehen alles andere als einverstanden und entscheidet sich dazu, vor Gericht zu ziehen: Er möchte nicht nur die 43 Yen zurück, sondern außerdem noch 13 Yen an Überstunden und eine Entschädigung in Höhe von 2,2 Millionen Yen (dies entspricht dem momentanen Stand nach ungefähr 16.300 Euro).
Der psychologische Stress, den er aufgrund es Vorfalls erlitten habe, sei der Grund für die hohe Entschädigungssumme. Zudem werde das Bahnpersonal für sein Engagement nicht ausreichend vergütet. Ein verspäteter Zug ist in Japan schon fast eine Sensation. Die Pünktlichkeit werde allerdings "durch eine allzu harte Hand gegenüber dem Personal erreicht".
Hinter der Geschichte steckt aber auch ein viel tiefer liegendes Problem: Lohnerhöhungen scheinen fast schon eine Ausnahme zu sein und unbezahlte Überstunden gehören fast schon zur Tagesordnung in Japan. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass die Klage des Zugführers zumindest im Internet auf viel Zuspruch stößt.