Tätowierte Eltern: Vater zeigt auf, warum ihnen die Gesellschaft nicht die Vorbild-Funktion absprechen darf
Viele Eltern, die tätowiert sind, kennen das Problem: Sie werden von Fremden schief angeschaut und fühlen den missbilligenden Blick, dass sie doch als Eltern eine Vorbild-Funktion hätten und der farbige Körperschmuck nicht dazu passen würde. Ein Vater zeigt dieses Problem auf.
Trotz moderner Gesellschaft, die sich im Wandel befindet, müssen auch heute Tätowierungen oftmals noch im Beruf versteckt werden. Tattoos werden immer gesellschaftsfähiger, doch leider sind für viele Menschen bestimmte Rollenbilder wie das Elternsein immer noch nicht mit Tattoos vereinbar. Auch wenn der Umbruch stetig und langsam stattfindet, hat die Gesellschaft noch einen langen Weg vor sich.
Der erste Eindruck zählt
Dies ist kein deutsches Phänomen, sondern weltweit vertreten Menschen die Einstellung, dass der erste Eindruck am wichtigsten sei. Dieser wird in den meisten Fällen optisch gemacht - man achtet bei sich selbst und bei anderen auf das äußere Erscheinungsbild und fällt sein Urteil.
Mit unserem Äußeren definieren viele, wer sie sind, und geben ihrer Persönlichkeit einen Ausdruck. Dies kann über Kleidung, Stil, Frisur, aber auch Körperschmuck wie Tattoos und Piercings passieren. Die Webseite Statistika gibt folgende Zahlen zu tätowierten Menschen in Deutschland an:
Etwa jeder zehnte Deutsche hat mehrere Tattoos, rund 14 Prozent haben eins. Rund 39 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass diese ein Ausdruck von Persönlichkeit und Individualität sind und etwa 28 Prozent vertreten die Ansicht, dass sie viel über ihren Träger aussagen.
Vorbildfunktion Eltern
Der deutsche Vaterblogger daddy_co.ol, der selbst tätowiert ist, nimmt sich mit seinem Beitrag auf Instagram dem Thema Eltern sein mit Tattoo an. Dabei zeigt er offen seine Tätowierungen mit seinen Kindern, die sich Sticker auf die Haut kleben, um sich wie ihr Vater zu schmücken.
Mit seinem Beitrag befasst er sich mit einem gesellschaftlichen Thema, mit dem viele tätowierte Eltern konfrontiert sind: Dem Vorurteil, dass Eltern mit Tattoos möglicherweise kein gutes Vorbild für ihre Kinder seien und demnach ihrer Elternrolle nicht gerecht werden könnten. Diese Wertung ist völlig absurd und engstirnig und sollte unbedingt aufgebrochen werden. Klar eifern Kinder ihren Eltern nach, doch liegt es an den Eltern, die richtigen Werte zu vermitteln.
Schließlich hat ein Tattoo mit der Liebe und Fürsorge für sein Kind nichts zu tun. Es ist lediglich ein Ausdruck seiner Selbst und wie Sasha auf dem Blog 2KindChaos schreibt, für ihn "handelt es sich bei dem Tätowieren um ein Stück Lebenskultur und eine Bühne meines persönlichen Ausdrucks".
Wie der selbsternannte Daddyblogger Matthias feststellt, sind heute nicht mehr nur Häftlinge, Seeleute und Zuhälter tätowiert, wie dies vielleicht früher der Fall war. Es sind Menschen wie du und ich, die ihrem Körper und ihrer Persönlichkeit durch ein Tattoo Ausdruck verleihen.
Kinder nehmen die Tätowierungen als Zeichnungen wahr, kennen ihre Eltern vielleicht nur mit Tattoo und stellen sich gar nicht die Frage nach dem Warum und Wieso. Ihre Eltern sind und bleiben ihre Vorbilder, egal ob mit oder ohne Körperschmuck.
Wandel: Von Randgruppen zum Mainstream
Zudem ist das Tattoo zum Mainstream geworden. Der Soziologe Oliver Bidlo erklärt gegenüber der Welt, wie es zu diesem Wandel kam und wie es heute um Tattoos steht:
Entscheidend für diesen Traditionsbruch waren die 90er-Jahre. Damals wirkten Popstars und Sportler als Pioniere und sorgten für eine enorme Präsenz von Tattoos in der Öffentlichkeit. Sie mussten ja auch nicht fürchten, dass ihr Vorgesetzter ein Problem damit haben könnte.
Zudem haben Profifußballer und tätowierte Polizisten viele Vorurteile aufgebrochen. Der Soziologe hält außerdem fest, dass es zu einer "ästhetischen Revolution" gekommen ist, denn die finsteren Tattoo-Studios haben sich in helle Studios ins Zentrum der Stadt verlagert, die einladend und für jeden zugänglich sind. Und wer weiß, vielleicht fragt man sich in einigen Jahren nach dem Bild von Eltern, die keine Tattoos tragen...