Ökologisch nachhaltiger Stuhlgang: Wie hygienisch ist wiederverwendbares Toilettenpapier?
Immer mehr Menschen entscheiden sich für die Verwendung von wiederverwendbarem Toilettenpapier. Der hauptsächliche Grund dafür ist die angebliche Umweltfreundlichkeit. Aber abgesehen davon, fragen sich viele, wie hygienisch der neue Trend ist.
Der Ausbruch der Pandemie und die damit verbundenen Lieferengpässe haben zeitweise zu einer Knappheit an Toilettenpapier geführt. Seit dieser Katastrophe haben viele Menschen damit begonnen nach Alternativen suchen, aber kaum eine davon hat für so viel Aufsehen gesorgt wie das wiederverwendbare Toilettenpapier.
Eine sparsame und umweltfreundliche Alternative?
Das sogenannte Familientuch ist eine wiederverwendbare Alternative zu Toilettenpapier, hergestellt aus Lumpen, alten T-Shirts, genähtem Stoff oder Stofftüchern. Ursprünglich wurde sie zum Aufwischen von Urin verwendet, aber mittlerweile benutzen viele Leute sie auch für den Stuhlgang und die Periode. Befürworter sind davon überzeugt, dass die Praxis, eine Wohltat für die Umwelt sei.
Die Stofftücher haben aber auch offensichtliche Nachteile: Sie müssen von der restlichen Wäsche getrennt, in einem versiegelten Wäschekorb aufbewahrt und regelmäßig gewaschen waschen werden.
Die Befürworter:innen von wiederverwendbarem Toilettenpapier argumentieren, dass dies keine große Sache sei und vergleichen es mit dem Waschen von schmutziger Unterwäsche. Gleichzeitig beharren sie darauf, dass diese Praxis sehr hygienisch sei.
Sind die Familientücher wirklich hygienisch?
Während die Nutzer:innen von wiederverwendbarem Toilettenpapier darauf schwören, halten viele andere diese Praxis für ekelhaft und unhygienisch. Die Probleme mit der Verwendung von Familientüchern treten nämlich erst nach der Verwendung auf.
Natürlich werden die Familientücher früher oder später gewaschen, aber wer lässt schon nach jedem Toilettenbesuch direkt eine Waschmaschine laufen? Dadurch entsteht wiederum der Bedarf für einen separaten Wäschekorb, der am besten so gut versiegelt sein sollte, dass keine Gerüche austreten,
Aber unabhängig davon, wie penibel die Tücher vom Rest der Wäsche getrennt werden, wird die Gefahr einer Kreuzkontamination stets ein Problem darstellen. Schließlich sind menschliche Ausscheidungen voller Keime, die alles infizieren können, womit sie in Berührung kommen: allem voran die Hände.
Kelly Reynolds, Forscherin für öffentliche Gesundheit an der Universität von Arizona, sagt, dass das Problem nicht dadurch gelöst wird, dass man die Tücher in die Waschmaschine wirft und erklärt gegenüber USA Today:
Wenn man diese Tücher wäscht, überträgt man diese Keime auf die gesamte Wäsche, auch auf nachfolgende Ladungen." Die Krankheitserreger können nur durch Bleichmittel und Wasser abgetötet werden, das auf eine höhere Temperatur erhitzt wird, als die meisten Waschmaschinen liefern können.
Auch beim Umweltschutz gibt es Zweifel
Diejenigen, die für wiederverwendbares Toilettenpapier plädieren, führen die Tatsache an, dass für die Produktion von 50 Kilogramm Toilettenpapier ein ganzer Baum gefällt werden muss. In Anbetracht der Tatsache, dass schätzungsweise 83 Millionen Rollen pro Tag produziert werden, ist dies ein gutes Argument für eine ökologisch nachhaltigere Lösung.
Ob die Familientücher dafür jedoch die beste Lösung sind ist fraglich, denn die Reinigung der Lappen verbraucht jede Menge Wasser, Strom und Reinigungsmittel. Reynolds führt bei USA Today daher weiter aus:
Der Wasser- und Energieaufwand, der für die ordnungsgemäße Desinfektion dieser verschmutzten Tücher erforderlich ist, macht ihre Verwendung weniger umweltfreundlich als das Spülen von biologisch leicht abbaubarem Toilettenpapier.
Die wiederverwendbaren Waschlappen sind also definitiv umweltschonender als herkömmliches Toilettenpapier, aber dennoch nicht wirklich das Gelbe vom Ei. Wer Wert auf eine gute Öko-Bilanz beim Stuhlgang legt, ist mit recyceltem Toilettenpapier oder der Anschaffung eines Bidets wesentlich besser beraten.
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