Blackout-Pläne der Polizei: Das passiert, wenn die Lichter ausgehen
Das LKA und die Landespolizeidirektion arbeiten seit einiger Zeit an einem Krisen-Szenario für den Fall eines kompletten Blackouts. Nun sind erste Informationen über den möglichen Verlauf einer solchen Katastrophe an die Öffentlichkeit gelangt.
Ein großflächiger Stromausfall war für die meisten Menschen in Deutschland bisher unvorstellbar, aber aufgrund der jüngsten Entwicklungen ist der potenzielle Blackout keine abstruse Verschwörungstheorie mehr. Laut dem Geheimpapier "Energiekrise" halten die Behörden die Gefahr inzwischen für real.
400 Todesfälle in 96 Stunden möglich
DStGB-Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg ist laut Welt am Sonntag davon überzeugt, dass ein vollständiger Blackout in diesem Winter möglich sei. Die Ursachen dafür könnten sowohl Hackerangriffe als auch eine Überlastung des Stromnetzes sein.
Vor allem, wenn die in diesem Jahr verkauften 650 000 Heizlüfter ans Netz gehen sollten, seien großflächige Stromausfälle durchaus möglich. Gegenüber der Welt am Sonntag sagt Landsberg:
Die Bundesregierung hat die Situation erkannt, reagiert aber nicht so, wie sie sollte. Jeder Bürger muss sich darüber im Klaren sein, was passiert, wenn es keinen Strom gibt: Dann gibt es kein Wasser, man kann nicht tanken, nach zwei Tagen kann man sein Handy nicht mehr aufladen. Auf ein solches Szenario sind wir in keiner Weise vorbereitet.
Der Blackout wäre aber nur ein besonders drastisches Szenario. Weniger schlimme Szenarien wie Strom- oder Gasmangel werfen längst ihre Schatten voraus. Die explodierenden Energiekosten bedrohen bereits jetzt die Existenzen von sozialen Einrichtungen als auch von Industrie und Handel.
Was passiert im Ernstfall?
Bei einem großflächigen Stromausfall funktioniert nichts mehr. Internet, Festnetztelefonie und Heizungsanlagen würden als erstes ausfallen, dicht gefolgt von Mobilfunk und Digitalfunk.
Tankstellen würde das Benzin ausgehen, elektronische Geld- und Zahlungssysteme würden nicht mehr funktionieren, Lebensmittel könnten nicht mehr gekühlt werden. In Kliniken und Pflegeeinrichtungen würden nach spätestens 16 Stunden die Notaggregate versagen.
Demnach wäre innerhalb von 24 Stunden die Hölle los. Letztendlich würden auch Viehbestände verenden, Umspannwerke ausfallen und Wassertanks versiegen. Dann käme es zu Plünderungen, Sachbeschädigungen und wirtschaftlichen Schäden in unvorstellbaren Ausmaßen.
Der Notfallplan der Berliner Polizei
In dem von der Landespolizeidirektion und dem Landeskriminalamt ausgearbeiteten Notfallplan werden Vorbereitungen für drei Stufen getroffen: Verteuerung, Verknappung und Ausfall der Energieversorgung.
Für die Polizei ist bei diesen Szenerien vor allem wichtig, wie sich die Kriminalitätslage entwickeln könnte und wie sich die Bevölkerung verhalten wird. Die Berliner Polizei rechnet bereits bei Preiserhöhungen mit gewaltsamen Demonstrationen und Aufmärschen, so die Bild.
In diesem Szenario wird die Polizei bereits dazu gezwungen sein besondere Maßnahmen zu ergreifen, um den Schutz der restlichen Zivilbevölkerung zu gewährleisten. Die Lage wäre allerdings gut kontrollierbar.
In der zweiten Stufe würden es zur Rationierung von Strom und Gas kommen. Kochen oder Heizen wäre dann maximal zu bestimmten Zeiten möglich. Die dritte Stufe wäre der totale Blackout.
Ab diesem Punkt wird es kritisch. Polizei und Feuerwehr statten sich jetzt bereits vermehrt mit Notaggregaten, Satellitenhandys und Benzinkanistern aus. Die Energieversorgung der Einsatzkräfte ist essenziell, um bei Unruhen und Plünderungen, die Lage unter Kontrolle halten zu können.
Das Ziel ist der Schutz der Bevölkerung
Die Polizei hat viele solcher Konzepte ausgearbeitet und einige davon kamen bereits zum Einsatz. Es ist notwendig, auf jegliche Art von Katastrophe vorbereitet zu sein, um im Ernstfall die Bevölkerung schützen zu können. Der Polizeisprecher der Berliner Polizei erklärt gegenüber Welt:
Als Mitverantwortliche für die Sicherheit in der Hauptstadt ist es für die Polizei Berlin selbstverständlich, sicherheitsrelevante Szenarien vorzudenken und deren Bewältigung zu planen sowie vorzubereiten. Das Ziel ist, in einem möglichen Ernstfall schnell und wirkungsvoll zum Schutz der Bevölkerung handeln zu können.
Es ist auf jeden Fall beruhigend zu wissen, dass die Polizei auf einen potenziellen Blackout vorbereitet ist. Nichtsdestotrotz rät das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe jedem Bürger dazu Wasser, Leuchtmittel und notwendige Lebensmittel für mindestens 14 Tage auf Vorrat zu lagern.
Auch interessant:
⋙ Die Energiepreise explodieren: Wie geht Kochen ohne Strom und Gas?
⋙ Energiemangel wegen Russland: So hart trifft es Deutschland wirklich