"Schule der Sklaven": So hart soll es in der russischen Armee zugehen
Der Krieg in der Ukraine dürfte für Russlands Präsident Wladimir Putin längst nicht mehr so verlaufen, wie ursprünglich erhofft. Und auch die Moral und Kampfbereitschaft seiner Soldaten scheint beträchtlich zu sinken - immer mehr von ihnen desertieren.
Im Februar 2022 hat Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen. Beide Seiten haben seither zahlreiche Verluste hinnehmen müssen und ein von Russlands Präsident Wladimir Putin zu Anfang noch in Aussicht gestelltes schnelles Ende scheint in weiter Ferne zu liegen.
Unter der angespannten und zermürbenden Situation leiden nicht zuletzt vor allem die Soldaten. Besonders auf russischer Seite scheinen Moral und Kampfbereitschaft immer mehr zu sinken - immer mehr Männer desertieren.
Ukrainische Hilfs-Hotline
Wie unter anderem die Frankfurter Rundschau und der Tagesspiegel berichten, verweigern immer mehr russische Soldaten den Dienst und laufen zur Ukraine über. Viele von ihnen nutzen dabei eine von der ukrainischen Regierung eingerichtete Hotline, mithilfe derer sich russische Soldaten ergeben können. Davon berichtet unter anderem das Magazin Puls24 im Detail.
Auf diesem Wege soll das ukrainische Staatsprojekt "Ich will leben" realisiert werden, welches russischen Soldaten ein Überleben zusichert, wenn sie sich ergeben. Und die Seite scheint stark frequentiert zu sein: Seitdem sie im vergangenen Jahr eingerichtet worden ist, sollen mehr als 25.000 Kontaktaufnahmen registriert worden sein, wie es weiter heißt.
Situation in der russischen Armee
Und wenn man dem russischen Oppositionspolitiker Gennadi Gudkow Glauben schenkt, den der Tagesspiegel zitiert, könnte die Zahl der Deserteure in Zukunft noch weiter zunehmen. Er macht dafür zum einen die derzeitige Lage an der ukrainischen Front wie auch die Grausamkeit verantwortlich, mit der die russische Armee auf dem Schlachtfeld vorgeht. "Die schrecklichen Gräueltaten sind ein schlechtes Aushängeschild", wie Gudkow erklärt.
Für die zunehmende Verweigerung des Wehrdienstes in den russischen Reihen macht zudem Christian Göbel, unter anderem Oberstleutnant der Reserve am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften (ZMSBw) in Potsdam, das "russische Menschenbild im Militär" verantwortlich.
Demnach soll in der Armee eine strenge Hierarchie herrschen, in der jüngere Soldaten von Älteren unterdrückt und misshandelt werden. Diese Macht können sie dort ohne Einschränkung ausleben. In diesem Zusammenhang zitiert Göbel gar den von Autor Michail Schischkin geprägten Begriff "Schule der Sklaven". Wie sich die Situation im Krieg zwischen Russland und der Ukraine weiter entwickelt, bleibt abzuwarten.
Verwendete Quellen:
Frankfurter Rundschau: "Der nächste Flüchtige aus der „Schule der Sklaven“ – Putin laufen die Soldaten davon"
Puls24: "'Ich will leben': Kapitulations-Hotline für russische Soldaten eingerichtet"
Tagesspiegel: "Menschliche Köder und Deserteure: Warum Russland seine eigenen Soldaten angreift"