Ukraine: Wer ist für die Zerstörung des größten Frachtflugzeugs der Welt verantwortlich?
Während Russland seine Mobilisierung startet, macht die Ukraine Jagd auf russische Kollaborateure. Unter anderem prüft der ukrainische Geheimdienst SSU, ob Beamte eines staatlichen Unternehmens an der Zerstörung des größten Frachtflugzeugs der Welt beteiligt waren.
Der SSU hat seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine viel zu tun. Ganz oben auf der Liste steht derzeit aber die Untersuchung der Umstände, die zur Zerstörung des Flugzeugs AN-225 Mriya geführt haben sollen.
Feinde in den eigenen Reihen
Wie der Kyiv Independent berichtet, haben Mitarbeiter:innen des staatlichen Unternehmens Antonov die ukrainischen Behörden möglicherweise daran gehindert, einen Flugabwehr- und Bodenschutz für den Flugplatz in Gostomel zu organisieren. Dieser Sabotageakt soll letztendlich zur Zerstörung des weltgrößten Frachtflugzeugs AN-225 Mriya durch russische Kräfte geführt haben.
Gegenwärtig werden weitere Einzelheiten dieses Falles überprüft und die erforderlichen Untersuchungen durchgeführt. Bei der Identifizierung von Personen, die sich subversiver Aktivitäten gegen die Ukraine schuldig gemacht haben, entdeckt der SSU auch Hinweise auf andere Verbrechen. Der Pressedienst des SSU teilt dazu auf seiner Webseite mit:
Einzelne Mitarbeiter des Unternehmens behinderten lange Zeit die Verteidigungskräfte bei der Organisation der Luftabwehr und des Bodenschutzes des Flughafens. All dies führte zur Zerstörung der An-225 und mehrerer anderer Flugzeuge.
Alles deutet auf die Führungsebene hin
Wie das ukrainische Nachrichtenmagazin Babel berichtet, ist der Besatzungskommandant der Mriia An-225, Dmytro Antonov, davon überzeugt, dass die Mriya-Maschine aufgrund der Untätigkeit der Führung des staatlichen Unternehmens Antonov nicht gerettet werden konnte.
Er ist sich sicher, dass die AN-225 vor dem feindlichen Beschuss in Gostomel hätte gerettet werden können, aber das Flugzeug wurde durch die Verantwortungslosigkeit des Managements zerstört. Das Flugzeug wurde nicht evakuiert, obwohl dies möglich gewesen wäre.
Zusätzlich dazu läuft gegen Serhiy Bychkov, den Generaldirektor von Antonov, bereits ein Verfahren wegen der Organisation des illegalen Transports von Ukrainern im wehrfähigen Alter ins Ausland.
Die ukrainische Luftraum- und Verteidigungsgesellschaft Ukroboronprom hat Bychkov bereits vom Posten des Generaldirektors des staatlichen Unternehmens Antonov entfernt.
Nach Angaben des Pressedienstes von Ukroboronprom hat der Generaldirektor des Konzerns, Jurij Gussew, entsprechende Appelle an die Strafverfolgungsbehörden gerichtet, und unterstützt den Ukrainischen Geheimdienst bei der Klärung der Umstände möglicher Verstöße.
Viele russische Kollaborateure in der Ukraine
Verrat ist mittlerweile ein großes Thema und die Jagd nach Spion:innen läuft seit den jüngsten russischen Angriffen auf Hochtouren. Nach Angaben des Ukrainischen Innenministeriums ermittelt die Staatsanwaltschaft bereits in mehr als 500 Fällen gegen Ukrainer:innen, die der Kollaboration mit den russischen Streitkräften beschuldigt werden. Verurteilt wurde bisher allerdings nur eine Hand voll.
Die ukrainischen Behörden haben eine besondere Abneigung gegen angebliche Kollaborateur:innen und bezeichnen diese abwertend als "Gauleiter". Gauleiter waren Bezirksbeamte in Nazi-Deutschland. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selensky sagt dazu im Gespräch mit CNN:
Die Gerechtigkeit wird wiederhergestellt werden und jeder, der Gauleiter wurde, kann sich dann in Rostow am Don oder sonst wo in Russland anmelden.
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