Dieser Astronaut kehrt komplett verändert aus dem All zurück

Astronaut kehrt komplett verändert aus dem All zurück
© Eduardo Parra@Getty Images
Astronaut kehrt komplett verändert aus dem All zurück

Die Wissenschaft glaubt: Längere Reisen im All verändern die DNA. Untersuchungen an Scott Kelly zeigen eine Reihe biologischer Veränderungen, unter anderem die Aktivierung sogenannter "Weltraum-Gene".

Ist Scott Kelly nach 340 Tagen an Bord der Internationalen Raumstation ISS im All noch immer derselbe? Nicht so ganz, wie es scheint. Der Körper des amerikanischen Astronauten soll nach ganzen 340 Tagen im All so einige biologische Veränderungen erfahren haben, wie insbesondere Veränderungen seiner DNA, wie es in einer Studie der NASA heißt.

Zwillingsbruder zum Vergleich

Zum Vergleich analysiert ein Forscherteam der American Space Agency gleichzeitig Scotts eineiigen Zwillingsbruder Mark Kelly, der die Erde nicht verlassen hat. Vor Scotts einjähriger Erfahrung im All waren die beiden Brüder physisch, biologisch und genetisch betrachtet absolut identisch.

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Scott und Marc Kelly auf einer Preisverleihung  Dimitrios Kambouris@Getty Images

Doch seitdem der Astronaut vor drei Jahren zur Erde zurückgekehrt ist, haben die Wissenschaftler interessante Veränderungen beobachten können: Scott Kelly ist während seines Aufenthalts im All um fast 4 cm gewachsen, während sich seine Muskulatur in dieser Zeit zurückentwickelt hat.

Seine Darmbakterien haben sich bei ihm anders entwickelt als bei seinem Bruder und seine DNA, genauer gesagt die Aktivität gewisser Gene, ist nicht mehr dieselbe wir früher.

Weitere Entdeckungen

Ende Januar wurden diese Ergebnisse aktualisiert. Neuen Enthüllungen der NASA-Wissenschaftler:innen nach hat Scott Kelly ein Jahr nach seiner Rückkehr zur Erde wieder zu seiner ursprünglichen Körpergröße zurückgefunden. Rund 93 Prozent der Gene des Astronauten sollen auch wieder normal funktionieren.

Nur insgesamt sieben Prozent seines Genmaterials sollen bleibende Veränderungen gegenüber dem seines Bruders aufweisen. Allerdings handele es sich bei den Genveränderungen dieser sogenannten „Weltraum-Gene“ weniger um tatsächliche Gen-Mutationen, als um Veränderungen ihrer Aktivität.

Starke Beeinträchtigungen

Sie beeinträchtigen zwar sein Immunsystem, seine Knochenbildung, seine Sicht, die Sauerstoffversorgung seines Körpers, DNA-Reparaturen sowie andere physiologische Prozesse seines Körpers, doch werden nicht weitervererbt. Christopher Mason, einer der Verantwortlichen der Studie und Professor am Cornell Medical College erklärte in einem Interview mit dem Business Insider:

Seine Rückkehr zur Erde löste bei ihm ein wahres Feuerwerk an Gen-Veränderungen aus. Wichtig ist dabei vor allem, dass es sich dabei größtenteils um keine bleibenden Veränderungen handelt. Die meisten seiner Gene funktionieren heute wieder normal. Nur rund sieben Prozent seines Genmaterials reagiert noch zwei Jahre nach seiner Rückkehr in veränderter Weise.

Stress im All

Tatsächlich können die beobachteten Veränderungen der Gene durch den Stress und die extremen Bedingungen im Weltraum bedingt oder auch auf einen niedrigen Sauerstoffgehalt der Atemluft sowie einen höheren Kohlendioxydgehalt zurückzuführen sein. Eindeutig geklärt sind sie jedoch bis heute nicht.

Die Veränderungen der Gene soll zwar durch den Stress und die extremen Bedingungen im Weltraum verursacht worden sein. Doch selbst beim Tauchen oder beim Bergsteigen, nach einer Infektion oder einer Fastenkur kommt es oft zu solchen Veränderungen.

Vorbereitungsarbeiten zu Marsmissionen

Scott Kelly bleibt nichtsdestoweniger ein interessantes Untersuchungsobjekt. Lassen die an ihm gemachten Beobachtungen doch auf die Einwirkung von längeren Aufenthalten im All schließen und damit Vorbereitungsarbeiten zu den in naher Zukunft vorgesehenen Marsmissionen treffen.

Noch steht die Wissenschaft am Beginn ihrer Entdeckungen. Doch es arbeiten immerhin mehr als 200 Wissenschaftler:innen aus etwa 30 Ländern an der Studie der genetischen, physiologischen und biologischen Veränderungen, die Scott Kellys Körper nach einem knapp einjährigen Aufenthalt im All an Bord der ISS mitgemacht hat.