Forscher finden heraus: Gehirne von Männern und Frauen altern unterschiedlich

Gehirne altern unterschiedlich
© Oliver Rossi@Getty Images
Gehirne altern unterschiedlich

Forscher haben den Hirnstoffwechsel von 200 Männern und Frauen analysiert und haben dabei herausgefunden, dass Gehirne von Frauen anders altern als die von Männern.

Laut dem amerikanischen Essayisten John Gray kommen die Männer vom Mars und die Frauen von der Venus. Die unterschiedliche Herkunft scheint ziemlich unerwartete Auswirkungen zu haben: Das weibliche Gehirn bleibt anscheinend länger jung als das der Männer.

Das ist eine überraschende "Krümmung im Raum-Zeit-Kontinuum", die die Forscher in einer Studie offenlegen, welche in den PNAS veröffentlicht wurde und für Überraschung sorgt.

Überraschende Studienergebnisse

Um zu diesem ziemlich unerwarteten Schluss zu kommen, hat das Forscherteam von der Medizinischen Fakultät der Washington-Universität in Saint-Louis (USA) 205 Freiwillige einer Untersuchung unterzogen, die im medizinischen Bereich wohlbekannt ist: dem PET-Scan, das heißt der Positronen-Emissions-Tomographie.

Bei diesem bildgebenden Verfahren wird dem Patienten eine leicht radioaktive Substanz gespritzt, um dann nachzuverfolgen, welchen Weg sie nimmt und wohin sie gelangt.

So konnten die Wissenschaftler den Glukosefluss durch das Gehirn der 121 Frauen und 84 Männer beobachten, die an diesem Versuch freiwillig teilnahmen. Das Ziel dabei war es, eventuelle Unterschiede zwischen dem Hirnstoffwechsel der beiden Geschlechter ausfindig zu machen.

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Der Hirnstoffwechsel von 200 Gehirnen wurde in der Studie untersucht. Rawpixel.com@Adobe Stock

Die künstliche Intelligenz kam ihnen zu Hilfe

Um sich bei dieser schwierigen Aufgabe unterstützen zu lassen, setzten die Forscher künstliche Intelligenz ein. Die lernfähigen Algorithmen analysierten die Daten der Männer, um eine Verbindung zwischen dem Alter und dem Hirnstoffwechsel herzustellen.

Anhand dieses Vergleichswertes konnten die Forscher die Algorithmen dazu nutzen, das Alter der Frauen festzustellen, die an der Studie teilgenommen hatten. Als Grundlage dazu dienten die Daten zu ihrem Hirnstoffwechsel.

Das Ergebnis bringt erstaunliche Neuigkeiten: Die Zahlen weichen um mehrere Jahre ab! Im Schnitt liegt das Alter der Frauen, das anhand ihres Hirnstoffwechsels berechnet wurde, fast vier Jahre unter ihrem tatsächlichen Alter. Ein eindeutiger Unterschied, den die Wissenschaftler dann auch in die andere Richtung berechnet und überprüft haben.

Und umgekehrt!

Nachdem die Forscher die Daten der Männer ausgewertet hatten, haben sie die Rollen vertauscht und die Daten der Frauen mithilfe der Algorithmen verarbeitet. Sie verwendeten die gleichen Programme, um das Alter der Männer auf der Grundlage der Werte zu ihrem Hirnstoffwechsel auszuwerten.

Das Ergebnis: Die Werte lagen im Durchschnitt bei zwei Jahren über dem tatsächlichen Alter der Teilnehmer, wodurch die im ersten Teil des Experiments beobachtete Tendenz bestätigt wurde.

Unterschiede zwischen den Geschlechtern

Überraschend ist, dass die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sowohl bei älteren Menschen als auch bei jüngeren beobachtet worden sind, wie Manu Goyal, Dozent am Mallinckrodt Institute of Radiology der Washington-Universität, erklärt:

Das heißt nicht, dass das Gehirn bei Männern schneller altert: Sie beginnen ihr Erwachsenenleben ungefähr drei Jahre später als die Frauen, und das dauert das ganze Leben lang an.

Immer noch große Rätsel

Trotz dieser großen Fortschritte im Verständnis der Entwicklung des Gehirns bei den verschiedenen Geschlechtern bleibt ein Teil des Rätsels bestehen, wie Manu Goyal erläutert:

Was wir noch nicht wissen ist, was das bedeutet. Ich denke, wir können daraus schließen, dass Frauen deshalb einen geringeren Abbau ihrer kognitiven Fähigkeiten in ihren letzten Lebensjahren haben als die Männer, weil ihre Gehirne jünger sind. Wir führen derzeit eine Studie durch, die dies überprüfen wird.

Die nächste Etappe für die Forscher wird es sein, festzustellen, ob Gehirne, die unter metabolischen Gesichtspunkten jünger sind, tatsächlich einen geringeren Abbau der kognitiven Fähigkeiten mit sich bringen.