"Kognitiven Zerfall vorhersagen": US-Studie entdeckt überraschenden Risikofaktor für Demenz und kognitive Beeinträchtigungen
Mehr und mehr Menschen erkranken an Demenz. Heilmethoden sind bislang nicht bekannt. Umso wichtiger ist es, herauszufinden, wie man die kognitive Erkrankung frühzeitig erkennen kann. Eine überraschende US-Studie brachte nun ein bestimmtes Leiden mit Demenz in Verbindung.
Nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft leiden allein in Deutschland 1,6 Millionen Menschen an Demenz (Stand 2020). Und eine Heilmethode ist noch nicht gefunden worden. Da ist es doch umso wichtiger, mehr über die Risikofaktoren und die Vorbeugung solcher kognitiver Erkrankungen in Erfahrung zu bringen. Professor Bei Wu und ihre Kolleg*innen von der New York University entdeckten nun im Zuge ihrer Studie einen überraschenden Risikofaktor.
Ein klarer Zusammenhang wird sichtbar
Hierzu analysierten Wu und ihr Team eine Reihe von Langzeitstudien mit insgesamt 34.074 Proband*innen und 4.689 Proband*innen mit beeinträchtigten kognitiven Funktionen. Und siehe da: Die Daten deuten auf einen klaren Zusammenhang zwischen Zahnverlust und kognitiven Erkrankungen hin. Die Ergebnisse veröffentlichten sie im Journal of Post-Acute and Long-Term Care Medicine. Auch der Einfluss von Zahnersatz wurde untersucht sowie ein potentieller Einfluss der Menge ausgefallener Zähne. So erklärte die federführende Autorin Bei Wu in einer Pressemitteilung der NYU:
Angesichts der unglaublich vielen Menschen, die jedes Jahr mit der Alzheimer-Krankheit und Demenz diagnostiziert werden und der gleichzeitigen Möglichkeit, die Mundhygiene im Lauf eines Lebens zu verbessern, ist es wichtig, die Verbindung zwischen schlechter Mundhygiene und kognitivem Zerfall besser zu verstehen.
Schlechte Mundhygiene begünstigt Demenz
Glaubt man den Daten, so begünstigen Zahnfleischerkrankungen (der Hauptgrund für Zahnverlust) kognitive Erkrankungen. Erwachsene Proband:inn:en, die unter Zahnausfall leiden, haben demnach ein 1,48 Mal höheres Risiko für kognitive Erkrankungen. Und ihr Risiko, speziell an Demenz zu erkranken, ist 1,28 Mal höher als bei Menschen ohne Zahnausfall.
Tatsächlich spielt auch die Menge der ausgefallenen Zähne eine Rolle. Bei Erwachsenen, die mehr Zähne verloren haben, sollen das Risiko höher sein als bei Menschen, die weniger Zähne verloren haben. So legen es die Studienergebnisse des Rory Meyers College of Nursing der New York University nahe.
Jeder ausgefallene Zahn erhöht das Risiko
Und auch Zahnersatz scheint eine Rolle zu spielen. So soll die Wahrscheinlichkeit, kognitive Beeinträchtigungen zu erfahren, größer sein, wenn Menschen die Zähne verloren haben aber keinen Zahnersatz bekommen haben (23,6 %). Bei den Proband:inn:en mit Zahnersatz liegt das Risiko hingegen etwas niedriger (16,9 %). Tatsächlich haben diese auch gar kein signifikant erhöhtes Risiko für kognitive Erkrankungen gezeigt. Deshalb wird vermutet, dass eine frühzeitiger Zahnersatz das Risiko für kognitiven Zerfall und Demenz senken kann.
Professor Bei Wu und ihre Kolleg*innen wollten es noch genauer wissen und forschten daher auch nach einem Einfluss der Menge verlorener Zähne. Und tatsächlich stellten sie fest, dass diese Zahl als Risikofaktor von Bedeutung für die Gesundheit ist. Demnach steige das das Risiko einer Demenzdiagnose mit jedem verlorenen Zahn um 1,1 Prozent.
"Zahnverlust könnte kognitiven Zerfall sogar vorhersagen"
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass eine gute Mundhygiene von Bedeutung für den Erhalt der kognitiven Funktionen ist. So schlussfolgert Xiang Qi, ein Doktorand an der NYU Meyers, in der Studie:
Der Zusammenhang zwischen der Anzahl fehlender Zähne und dem Risiko minimierter kognitiver Funktionen bestärkt gleichzeitig die Belege für die Beziehung von Zahnverlust und kognitiven Beeinträchtigungen. Außerdem gibt es Anzeichen dafür, dass Zahnverlust kognitiven Zerfall sogar vorhersagen könnte.