Ukraine: Wie gefährlich ist das Kernkraftwerk in Tschernobyl noch?
Die russische Armee nimmt gestern das Atomkraftwerk Tschernobyl in Besitz, das 130 Kilometer nördlich der Hauptstadt Kiew liegt.
Am ersten Tag seiner Invasion in der Ukraine übernimmt Russland die Kontrolle über das Kernkraftwerk Tschernobyl, wie Michail Podoljak, der Berater des ukrainischen Präsidenten, berichtet:
Nach erbitterten Kämpfen haben wir die Kontrolle über den Standort Tschernobyl verloren.
Wie gefährlich ist der Ort 36 Jahre nach dem schlimmsten Atomunfall der Geschichte noch und inwieweit können die Kämpfe dort eine Gefahr darstellen?
Kämpfe in der Nähe des Atommüll-Lagers
Kiew hatte zuvor von Kämpfen in der Nähe des Atommülllagers der Anlage berichtet. Der ukrainische Präsident Volodymyr Zelensky behauptete, dass ukrainische Soldaten dort "ihr Leben opfern, um eine nukleare Katastrophe wie 1986 zu verhindern".
Die Situation in dem ehemaligen Atomkraftwerk beunruhigt überall, auch in Frankreich, wo Außenminister Jean-Yves Le Drian heute Morgen als Gast des Senders France Inter erklärte: "Die Internationale Atomenergiebehörde verfolgt die Situation in Tschernobyl extrem genau. Wenn die eingerichteten Sicherheitsvorkehrungen nicht funktionieren, dann wird Russland die volle Verantwortung dafür übernehmen, in einem wesentlichen Aspekt nachlässig gewesen zu sein".
Wie gefährlich ist das Kraftwerk noch?
In einem Bericht aus dem letzten Jahr und zu einer Zeit, als ein bewaffneter Konflikt in unmittelbarer Nähe des Atomkraftwerks noch ziemlich weit entfernt war, warnte Green Peace vor den immer noch bestehenden Gefahren, die mit dem Kraftwerk verbunden sind. 36 Jahre später haben Wissenschaftler:innen die Untersuchung der Folgen der Katastrophe noch immer nicht abgeschlossen.
In diesem Bericht wird daran erinnert, dass fünf Millionen Menschen immer noch in offiziell als verseucht anerkannten Gebieten in der Ukraine, Weißrussland und Russland leben. Die Methoden zur Dekontaminierung dieser Gebiete wurden aufgrund fehlender Mittel noch immer nicht eingesetzt.
Neben den Kämpfen, die eine wahre Katastrophe auslösen könnten, wenn Lager mit radioaktiven Abfällen getroffen werden, ist auch der Klimawandel eine tickende Zeitbombe am Standort. Vor zwei Jahren verwüsteten riesige Brände die Region um Tschernobyl und die Feuer breiteten sich bis auf weniger als einen Kilometer an den neuen Sarkophag heran, der die Abfälle zurückhält.