Farbenspiel: Darum sind Venen blau, obwohl unser Blut rot ist
Es ist allgemein bekannt, dass Blut rot ist – jeder konnte das wohl schon einmal bei einer Verletzung oder einem kleinen Schnitt feststellen. Und dennoch, wenn man sich unsere Venen genauer anschaut, dann sind sie ganz eindeutig blau.
Fans von Horrorfilmen oder Arztserien wissen es nur zu gut: Blut ist rot. Granatrot, karminrot oder manchmal auch tomatenrot, aber eben immer rot. Man muss kein Vampir sein, um sich dessen sicher zu sein.
Venen sind blau
Und trotzdem sind unsere Venen blau. Für einen Schlumpf ist das sicherlich normal, aber bei Menschen doch ziemlich erstaunlich. Um das Unerklärliche zu erklären ist es am besten, die Wissenschaft hinzuzuziehen.
Experten haben nämlich eine Antwort auf diese Frage, die uns alle beschäftigt, und nicht nur Hypochonder: Warum sind unsere Venen azurblau? Der Grund dafür ist rein optisch. Die Eigenschaften der Haut und des Blutes in diesen Bereichen des Körpers führen dazu, dass unsere Venen blau erscheinen.
Die Wellenlängen bringen Licht ins Dunkel
Das Tageslicht, das auf unsere Haut fällt, besteht aus einer Vielzahl von Farben wie in einem Regenbogen. Jeder Teil des Lichtspektrums zeichnet sich durch andere Wellenlängen aus, und zwar kürzere für Blau und längere für Rot. Diese Besonderheit von jeder Farbe beeinflusst, inwieweit das Licht eine bestimmte Materie durchdringen kann.
Das Verhalten der beiden Farbspektren, die uns interessieren, also Rot und Blau, ist in diesem Punkt genau gegensätzlich. Die roten Wellenlängen durchdringen die Haut und dringen so bis in die Tiefe unseres Fleisches vor, bis zu unseren Venen, die sich fünf bis 19 Millimeter unter der Haut befinden. Dort werden sie vom Hämoglobin aufgenommen und verschwinden gewissermaßen aus unserem Blickfeld.
Die blauen Lichtwellen haben eine kurze Wellenlänge, die ihr Eindringen ins Gewebe bremst. Daher werden sie zu einem Großteil reflektiert und zu unseren Augen zurückgeworfen. Da, wo das Rot weniger präsent ist, nämlich im Bereich der Venen, wo es absorbiert wird, besteht die Farbmischung, die unsere Netzhaut erreicht, also vor allem aus blauen Lichtwellen, da ihre kürzere Wellenlängen leichter reflektiert werden.
Darum also erscheinen uns unsere Venen blau. Es ist eine Frage der Absorption und Reflektion des Lichtes durch unsere Haut und Venen!
Blaues Blut ist kein Privileg des Adels
Jetzt sind wir beruhigt: Für die seltsame Farbe unserer Venen sind nur optische Phänomene verantwortlich. Sie hat nichts mit einem Sauerstoffmangel zu tun, wie manche denken. Und auch nichts mit der Zugehörigkeit zum Adel, wie die Aristokraten in alten Zeiten es gern behaupteten.
Bei ihnen wurde die blaue Farbe der Venen einfach nur durch die extreme Blässe ihrer Haut verstärkt, die vor der Sonne geschützt und manchmal auch eingepudert wurde. Aber unter all unseren blauen Venen bilden kleine Blutgefäße eine Ausnahme. Sie sind feiner und sehr nah an der Hautoberfläche, weshalb sie das Licht nicht auf dieselbe Art aufnehmen wie unsere tieferliegenden Venen. So erscheinen sie rot, wie die Farbe des Blutes.
Das beeindruckendste Beispiel ist das unserer Lippen, die von vielen Adern und Venen durchzogen sind, und die sehr rot erscheinen - es sei denn natürlich man trägt Lippenstift in einer anderen Farbe oder man unternimmt eine Reise... ins Land der Schlümpfe!