Wie sah Pharao Tutanchamun aus?
Für eine Dokumentation des britischen Senders Channel 5 haben Ägyptologen eine überraschende Entdeckung auf der Lederrüstung des jungen Pharao Tutanchamun gemacht. Mit der neuesten Technologie konnten sie unsichtbare Kampfspuren entdecken, die den Monarchen in einem ganz anderen Licht dastehen lassen.
Der elfte ägyptische Pharao war letztendlich vielleicht doch nicht so mickrig und zaghaft, wie man bislang dachte. Forscher der Universität Northampton haben herausgefunden, dass er junge Tutanchamun ein außergewöhnlicher Kämpfer war. Zu diesem Schluss kommen sie in einer Dokumentation, die von Teams des britischen Fernsehsenders Channel 5 gedreht worden ist. Ihr Titel: „Die Geheimnisse der Schätze des Tutanchamun.“
Bei diesem Dreh haben die Spezialisten eine spezielle Technik angewandt, um die Lederrüstung des 3.000 Jahre alten Pharaos zu untersuchen: Das RTI, Reflectance Transformation Imaging. Die Methode existiert seit den frühen 2000ern. Dank ihrer Hilfe kann ein dynamisches Bild eines Gegenstands entwickelt werden, das Objekt wird von verschiedenen Seiten beleuchtet und untersucht
Spuren, die für das bloße Auge unsichtbar sind
Dank dieser Technologie haben die Wissenschaftler unsichtbare Spuren am Brustpanzer des jungen Königs von Ägypten gefunden. „An der Schildplatte aus Leder sind Abschleifungsspuren. Das heißt, dass die Rüstung oft verwendet wurde“, erklärt Lucy Skinner von der Universität Northampton, Expertin für den Einsatz von Leder im alten Ägypten. Für die Forscher sind diese Spuren eine überraschende und unerwartete Entdeckung.
„Wir nehmen an, dass Tutanchamun sie getragen hat, und das sogar während einer Schlacht. Wenn das stimmt, wäre das eine unglaubliche Entdeckung. Denn bislang dachte man, Tutanchamun wäre ein schwaches und mickriges Königskind gewesen“, so Skinner. Bislang kursiert ein wenig schmeichelhaftes Bild des Herrschers. 2014 kam eine Studie zu dem Schluss, dass er nicht in der Lage war, einen Wagen zu fahren. Der Grund: Eine Fußkrankheit, von der man lange dachte, dass sie den jungen König in den Tod trieb.
Bevor die Kampfkleidung an der britischen Universität untersucht wurde, war sie Teil einer Ausstellung im großen, ägyptischen Museum von Kairo. Vor 100 Jahren wurde sie von dem berühmten Archäologen Howard Carter in der Grabstätte Tutanchamuns gefunden. Und obwohl sich um den Pharao zahlreiche Sagen ranken und die Wissenschaft zahlreiche Untersuchungen unternommen hat, bleibt Tutanchamun weiterhin eine geheimnisvolle Figur der Geschichte. Denn auch die Theorie des leidenschaftlichen Kämpfers muss erst bestätigt werden.
Eine identische Rekonstruktion
Lucy Skinner hat das alte Leder nicht nur untersucht. Sie möchte denselben, antiken Brustpanzer rekonstruieren. Mit verschiedenen, experimentellen Techniken hat sie eine identische Kopie des Relikts hergestellt. Wie sie das geschafft hat, ist ihr Geheimnis.
„Ich habe mit mehreren Gerbermethoden experimentiert, um Kopien der verschiedenen Brustpanzer zu erstellen. Wir wissen nicht wirklich, wie diese Rüstung damals hergestellt worden ist. Nur wenige dieser Gegenstände bleiben intakt, denn sie sind sehr fragil und können schnell schimmeln“, erklärt Skinner.
Die Nachbildung ist entscheidend, um den Schatz des alten Ägyptens durch den Strom der Zeit zu bewahren. Viele Überbleibsel sind in einem schlechten Zustand und stark beschädigt. Nur ein kleiner Teil der Rüstung besteht noch. Die Experten des Museums von Kairo hoffen, dass die jüngsten Arbeiten dabei helfen, mehrere Gegenstände minutiös zu rekonstruieren. Die Rüstung mag vielleicht im Kampf geholfen haben, eine Reise durch 3000 Jahre Geschichte ist aber ein ganz anderes Hindernis.