Deutsche Bahn vs. Shinkansen: Das sind die großen Unterschiede
In Deutschland ist das Reisen mit der Bahn für die meisten absolut kein Spaß: Die Deutsche Bahn gilt als Synonym für Unpünktlichkeit, überfüllte Züge und nervige Ausfälle. Als Paradebeispiel, wie man es besser machen kann, werden häufig die Shinkansen-Züge aus Japan herangezogen. Welche Unterschiede das Pünktlichkeitsproblem in Deutschland erklären könnten, liest du hier.
Die Deutsche Bahn ist bei den Deutschen seit jeher der Inbegriff für Unpünktlichkeit. Das zeigen auch die Statistiken, wie das Magazin Efahrer berichtet: Im Juni 2022 sind gut 88,5 Prozent der Regionalzüge pünktlich am Zielbahnhof gewesen - im Fernverkehr sind es sogar nur 58 (!) Prozent gewesen. Einen solchen Wert hat die Deutsche Bahn seit mehr als zehn Jahren nicht mehr erreicht.
Als Gegenbeispiel dazu werden häufig die Hochgeschwindigkeitszüge aus Japan herangezogen, die zeigen sollen, wie man es besser machen kann. Nicht nur bei der Bahn sondern auch an den Flughäfen in Japan soll es kein vergleichbares Chaos geben. Das Pünktlichkeitsproblem scheint dort kaum vorhanden zu sein, wenn man den Angaben von Handelsblatt und Efahrer glaubt.
Unterschiedliche Prioritäten
Wie Japan-Korrespondent Martin Kölling erklärt, liege der grundlegendste Unterschied im Verständnis der beiden Länder von Effizienz und Service. In Deutschland werde versucht, Kosten und Investitionen gering zu halten und dafür so viel Gewinn wie möglich zu machen. Der Kunde habe nach deutschem Verständnis also zum Gewinn des Unternehmens beizutragen.
In Japan dagegen werde vielmehr versucht, dem Kunden das Reiseerlebnis so angenehm wie möglich zu machen und dafür auch mehr zu investieren. Hier dient das Unternehmen dem Kunden und es wird auf mehr Personal für schnellere Abläufe gesetzt. Frei nach dem Motto: Ist der Kunde zufrieden, steigt auch der Gewinn.
Höhere Investitionsbereitschaft
Aufgrund der Bereitschaft zu höheren Investitionen in Japan, seien auch eine Reihe von technisch vorteilhafteren Entscheidungen getroffen worden, so Kölling laut Efahrer und Handelsblatt weiter. In Deutschland teilen sich die Schnellzüge die Gleise mit Güter- und Nahverkehrszügen, was zwangsläufig zu Wartezeiten führe. Die Shinkansen-Züge in Japan haben dagegen ihr eigenes Schienennetz.
Weiterhin werde in Deutschland wenig Geld in Wartungen und Modernisierungen gesteckt, wohingegen in Japan stetig nach Verbesserungen gestrebt werde. Wartungsarbeiten werden dort zudem auch bei Nacht durchgeführt, um so wenig Verzögerungen wie möglich zu schaffen. Auch werden Investitionen in Zukunftstechnologien getätigt.
Andere Voraussetzungen
All diese Punkte lassen darauf schließen, dass in Japan die Prioritäten schlicht anders gesetzt sind. Betrachtet man jedoch die Stellungnahme der Deutschen Bahn selbst zu dem Thema, so geht daraus hervor, dass man die beiden Länder aufgrund ihrer unterschiedlichen Voraussetzungen nicht eins zu eins miteinander vergleichen könne.
Japan habe so etwa durch die längliche Form des Landes einen Vorteil, da die Strecken geradliniger verlaufen und es weniger Abzweigungen gebe. Zudem stehe in Japan mehr Budget für Verbesserungen zur Verfügung, weil die Preise, die Kund:innen dort zahlen müssen, auch erheblich höher seien. Ob sich im deutschen Bahnverkehr zukünftig etwas ändern wird, wird sich zeigen.
Verwendete Quellen:
Handelsblatt: "Darum ist die Bahn in Japan so pünktlich"
Efahrer: "Japan-Experte erklärt: Darum versagt die Deutsche Bahn so sehr"
Deutsche Bahn: "Der Bahn-Ländervergleich: Deutschland - Japan"