Neue Ära: Wie Künstliche Intelligenz Film und Musik verändern könnte

Neue Ära: Wie Künstliche Intelligenz Film und Musik verändern könnte
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Neue Ära: Wie Künstliche Intelligenz Film und Musik verändern könnte

Der rasante Vormarsch Künstlicher Intelligenz nimmt weiterhin Fahrt auf und auch an Hollywood geht der Hype nicht vorbei. Wie die kreative Zukunft bald aussehen könnte.

Leben wir bald in einer Welt, in der jede und jeder einfach so Hollywood-Streifen selbst produzieren kann? Sind dafür keinerlei technische Kenntnisse oder tatsächliche Schauspieler mehr notwendig? Einfach weil die Künstliche Intelligenz all das selbst generiert und Nutzer nur noch diktieren müssen, was sie haben wollen? Warum all das schon in wenigen Jahren Realität sein könnte.

Schon heute können KI-Systeme bereits viele der einzelnen für einen Film notwendigen Komponenten generieren - und das, obwohl sie fast alle noch in den Kindesschuhen stecken. Verschiedenste Bildmontagen, Video- wie Fotomaterial, gingen bereits um die Welt und lockten beispielsweise im Fall des "falschen Klitschko" europaweit mehrere Politiker in die Deepfake-Falle.

Individuelle Kunst dank KI? Das passt nicht allen Kreativen

Der gedankliche Weg zu einer Art "MovieGPT" ist daher ebenso naheliegend wie "GameGPT", "MusicGPT" und so weiter. Zumindest in der Theorie erscheinen Systeme möglich, die es allen Menschen erlauben, jegliches erdenkliche digitale Produkt selbst zu erschaffen - und das ohne Vorwissen. Schon heute stehen Apps von Menschen im App Store oder bei Google Play, die "ChatGPT" für sich haben coden lassen und es kursieren Songs von "Fake Drake", "Fake Eminem" oder den "Fake Beatles" im Netz. Doch es gibt auch zahlreiche Musiker und Künstler, die sich die KI zu Nutze machen: So sprachen die Pet Shop Boys kürzlich davon, wie praktisch es sein könnte, sich unfertige Stücke von KI-Systemen fertig schreiben zu lassen.

In eine ähnliche Richtung denkt auch Greg Brockman (35), Präsident und Mitgründer beim ChatGPT-Unternehmen OpenAI. Zwar bezieht sein Beispiel sich auf eine Serie, doch er scheint sicher, dass sich die Zukunft des Entertainment radikal verändern werde. Er legte kürzlich ein Szenario nahe, in dem Fans, denen das Finale von "Game of Thrones" nicht gefallen habe, "ChatGPT" einfach ein alternatives Ende generieren oder sich selbst zum Teil der Show werden lassen könnten. Brockman ist überzeugt: "So wird Entertainment in Zukunft aussehen."

Vergleichbare Visionen äußert Regisseur Joe Russo (53) im Gespräch mit "Collider". Er glaubt, dass es noch höchstens zwei Jahre dauern werde, bis es soweit sei: "Du könntest nach Hause kommen und die KI auf deiner Streamingplattform speichern und ihr sagen: 'Hey, ich will einen Film mit einem fotorealistischen Avatar von mir in der Hauptrolle und einem fotorealistischen Avatar von Marilyn Monroe. Es soll eine romantische Komödie sein, weil ich einen harten Tag hatte.' Und das System rendert dir dann eine kompetente Story mit Dialogen, die deine Stimme nachmachen."

Hollywood goes AI? In der Branche gibt es Gegenwind

Diese Zukunft so nicht akzeptieren wollen unter anderem die in Hollywood beschäftigten Drehbuchautorinnen und -autoren. Sie verlangten bei Streiks Anfang Mai, dass von KI generierter Content nicht ohne weiteres von den Produktionsfirmen verwendet werden dürfe. Der Dachverband AMPTP, der mehr als 350 amerikanische Fernseh- und Filmproduktionskonzerne vertritt, lehnte diese Forderung ab und bot stattdessen jährliche Konferenzen zum Thema KI und dessen Relevanz im Filmgeschäft an.

Doch die in der Kreativbranche Hollywoods Beschäftigten haben prominente Unterstützer auf ihrer Seite, unter anderen den Schauspieler Sean Penn (62). Bei einer Pressekonferenz zu seinem Film "Black Flies" sagte er laut "Variety" über die aktuellen Entwicklungen: "Die Autorengewerkschaft hat meine volle Unterstützung." Er empfinde es als "menschliche Obszönität", dass sich die AMPTP gegen die Forderungen der Autoren stelle.

Und auch Hollywood-Star Tom Hanks (66) hat sich unlängst an der Debatte beteiligt: "Ich könnte morgen von einem Bus überfahren werden und das war's. Doch meine Auftritte könnten weiter und weiter gehen und abgesehen von der Information, dass es mit KI oder Deepfakes erstellt wurde, gibt es nichts, das Ihnen sagt, dass es nicht ich und ich allein bin." Dementsprechend handele es sich bei KI sowohl um eine kreative als auch eine gesetzgeberische Herausforderung, für die zeitnah eine Lösung gefunden werden müsse: "Die Menschen werden ohne Zweifel wissen [dass es sich um KI-Content handelt], aber die Frage ist: Wird es sie kümmern?"