Was genau passiert in unserem Gehirn, wenn wir deprimiert sind?
Der Januar ist angeblich einer der traurigsten Monate des Jahres. Aber jenseits der Theorien des BlueMonday gibt es echte Gründe, warum man sich in dieser Zeit trübsinnig fühlt. Was genau passiert dabei in unserem Gehirn?
Zunächst einmal sollten wir uns daran erinnern, dass negative Emotionen völlig normal sind. Es ist sogar ein gesunder Mechanismus unseres Gehirns, der als Kompensation für unangenehme Ereignisse agiert. Es ist also unsere Aufgabe, uns auszuruhen und uns zu verlangsamen, um uns zu erholen.
Laut dem Psychiater Christophe André, der 2014 bei France Culture zu Gast war, "würden wir ohne Traurigkeit nicht dazu gebracht, über befriedigendere Lebensbedingungen nachzudenken". Traurig zu sein wäre also vorteilhaft? Es kommt darauf an, wie sehr und wie stark diese Traurigkeit ausgeprägt ist. Aber was passiert eigentlich in unserem Gehirn, wenn die Traurigkeit zu schwer wird?
Porträt des traurigen Gehirns
Laut Philippe Fossati, Psychiater am Krankenhaus Pitié-Salpêtrière, ist dank medizinischer Bildgebung "bekannt, dass die Regionen des emotionalen Gehirns, insbesondere der präfrontale Cortex, der Hippocampus, etwas weniger die Amygdala, was darauf hindeutet, dass es sich nicht um das Gleiche wie Angst handelt (diese spielt bei der Bewältigung von Gefahren eine Rolle), eine Rolle bei der Depression spielen".
"Aber auch die Elemente des Schmerzes spielen eine Rolle bei der Depression", erklärt er gegenüber France Culture. "Es gibt auch Veränderungen des Appetits, des Schlafs, der Konzentrationsfähigkeit, des Gedächtnisses usw.".
Die Plastizität des Gehirns wird beeinflusst
Depressionen wirken sich auch auf die Plastizität des Gehirns aus. David Gourion und Henri Lôo, Psychiater und Autoren des Buches Guérir de la dépression, erklären:
Die Krankheit führt zu subtilen anatomischen Veränderungen in bestimmten Gehirnregionen, aber glücklicherweise scheinen diese Veränderungen nach der Genesung reversibel zu sein.
Ihren Angaben zufolge ist auch ein "Einschlafen" bestimmter kognitiver Funktionen zu beobachten. Insbesondere das Gedächtnis, die Konzentrationsfähigkeit, die Motivation oder die Planung von Handlungen.
Aber sei beruhigt: Mit der richtigen Behandlung werden diese verschiedenen Funktionen nach und nach wieder aktiv. Laut INPES (Institut national de prévention et d'éducation pour la santé) wird jeder fünfte Mensch im Laufe seines Lebens eine Depression durchmachen.
France culture: '“blue monday”, portrait chimique de votre cerveau déprimé'
Aus dem Französischen übersetzt von Gentside Frankreich