Anwältin Astrid Wagner über Josef Fritzl: "Finde es nicht richtig, ihn als Monster zu bezeichnen"
Die Strafverteidigerin Astrid Wagner hat bereits mehrfach mit den ihnen anvertrauten Fällen Schlagzeilen gemacht - so hat sie etwa bereits Josef Fritzl vor Gericht vertreten. In einem Interview hat sie nun über das Böse im Menschen und die Vorurteile gegenüber den Täter:innen gesprochen.
Immer wieder sorgen weltweit grausame Verbrechen für Schlagzeilen - sie lösen gleichzeitig Abscheu sowie auch eine gewisse Faszination aus. Aus diesem Grund werden ihre Geschichten oftmals in Form von Dokumentationen oder anderen Produktionen verarbeitet. So wird man vielerseits bereits von den grausamen Taten von John Wayne Gacy oder auch den Verbrechen des "Ardennen-Ogers" Michel Fourniret gehört haben.
Eine, die sich hautnah mit solchen Fällen beschäftigt, ist die Anwältin Astrid Wagner. Die österreichische Strafverteidigerin hat bereits mehrfach mit den von ihnen vertretenen Mandant:innen für Schlagzeilen gesorgt - und sorgte auch bereits mit ihrer besonderen Herangehensweise an derartige Fälle für Furore. So ist es ihr beispielsweise ein Anliegen, den Menschen hinter der Tat zu betrachten und ebensolche Leute nicht schlicht als "Monster" zu brandmarken.
Verteidigung von Josef Fritzl
Berühmt geworden ist Wagner vor allem durch den Fall des Josef Fritzl, den sie vor Gericht verteidigt hat. Der verurteilte Straftäter hat über 24 Jahre lang seine eigene Tochter in einem Kellerverlies seines Hauses in der österreichischen Kleinstadt Amstetten gefangen gehalten, mehrfach vergewaltigt und insgesamt sieben Kinder mit ihr gezeugt. Fritzl ist 2009zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
Im Interview mit Focus Online, über das auch das Magazin Blick berichtet, erklärt Anwältin Astrid Wagner ihre Sichtweise auf die Taten Fritzls sowie ihre Ablehnung der allgemeinen Bezeichnung des Straftäters als "Monster von Amstetten". "Ich finde es nicht richtig, ihn als Monster zu bezeichnen", sagt sie. "Natürlich hat er etwas Furchtbares getan. Aber das erklärt nicht, warum man ihn als Menschen auf ein Monster reduziert."
Klare Trennung zwischen Täter und Tat
Für sie sei immer der Mensch hinter der Tat wichtig - jeder habe eine Vergangenheit, die einen zu dem mache, was man ist. Niemand komme böse auf die Welt, es gebe immer einen Grund für all die schlimmen Taten. Aus diesem Grund habe sie auch ihr zuletzt erschienenes Buch "Die Abgründe des Josef F." veröffentlicht, über das unter anderem die Neue Zürcher Zeitung berichtet - "weil jeder es verdient, dass man ihm zuhört."
Bloß weil jemand einen Mord begangen habe, sei er kein schlechter Mensch, so Wagner. Sie trenne in ihrem Beruf klar den Täter von der Tat und sehe es als ihre Aufgabe, das Motiv des Täters aufzuzeigen und die Gründe dafür zu ermitteln.
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Verwendete Quellen:
Focus Online: "Österreichs bekannteste Stafverteidigerin im Interview: 'Ich glaube, die Dunkelziffer an Josef Fritzls in der Gesamtbevölkerung ist hoch'"
Blick: "Klartext von Österreich-Anwältin: 'Dunkelziffer an Josef Fritzls in der Gesamtbevölkerung ist hoch'"
Neue Zürcher Zeitung: "'Er ist kein Monster, er ist ein Mensch': Astrid Wagner hat mit Josef Fritzl ein Buch geschrieben"