Tschetschenen-Anführer ist wütend: Kadyrow droht Putin nach zerschmetternder Niederlage
Nach der erfolgreichen Gegenoffensive der ukrainischen Streitkräfte ist die Stimmung in Russland alles andere als gut. Der tschetschenische Staatschef Ramzan Kadyrow kritisiert sogar die russische Führung und droht mit Konsequenzen.
Nicht wenige Stimmen in Russland fordern Präsident Wladimir Putin derzeit dazu auf, taktische Änderungen vorzunehmen, um den endgültigen Sieg im Ukraine-Krieg sicherzustellen. Eine davon kommt direkt von Ramzan Kadyrow.
Ungewöhnliche Töne vom Tschetschenen-Anführer
Der rasche Fall von Izyum in der Charkiw-Provinz, ist die schwerste militärische Niederlage Russlands, seit Beginn der "speziellen Miltäroperation". Die russische Führung scheint das gelassen zu sehen.
Während die russischen Streitkräfte eine Stadt nach der anderen verlassen und zurückgedrängt werden, ist Putin mit scheinbar wichtigeren Dingen beschäftigt: Beispielsweise der zeremoniellen Eröffnung des größten Riesenrads Europas in Moskau.
Die Kritik kommt daher nicht von ungefähr, aber dennoch sind Kadyrows harsche Worte eher ungewöhnlich für den sonst so kremltreuen Diktator. Auf seinem Telegram-Kanal sagt er in einer 11-minütigen Sprachnachricht:
Ich bin zwar kein Stratege wie die Leute im Verteidigungsministerium, aber es wurden Fehler gemacht und ich denke sie sollten ihre Schlüsse daraus ziehen. Wenn heute oder morgen keine Änderungen bei der Durchführung der speziellen Militäroperation vorgenommen werden, muss ich mich wohl an die Führung des Landes wenden, um ihr die Situation vor Ort zu erklären.
Moskau ist auffällig still
Es sieht so aus also ob weder Präsident Putin noch Verteidigungsminister Sergej Schoigu es für nötig empfinden, sich zu der heiklen Situation, geschweige denn der Kritik aus den eigenen Reihen, zu äußern.
Einige der kremlfreundlichen Kriegsberichterstatter sowie ehemalige und aktuelle Soldaten, die auf Telegram eine große Fangemeinde haben, werfen der Regierung sogar vor, die Niederlage zu verharmlosen.
Rybar, ein prominenter und kriegsbefürwortender Militärblogger, schreibt bei Telegramm:
Sie machen sich über uns lustig. Jetzt ist nicht die Zeit, die Klappe zu halten und nichts zu sagen ... das schadet der Sache ernsthaft.
Offensichtlich unbeeindruckt, reagiert Moskau mit einer indirekten Antwort: Die Truppen, die aus Charkiw abgezogen wurden, sollen umgruppiert werden, um sich besser auf die Region Donezk konzentrieren zu können. Eine Erklärung, die den Zorn der Kritiker lediglich weiter anfacht.
Kadyrow ist weiterhin zuversichtlich
Kadyrow räumt ein, dass das Versagen der russischen Streitkräfte zu ihrem Zusammenbruch an der Front geführt habe, aber ihm zufolge habe das Vorgehen der russischen Armee auch Vorteile. Schließlich stünde das Leben von russischen Soldaten und Zivilisten an erster Stelle.
Er zeigt sich zuversichtlich darüber, dass die besiegten russischen Truppen in der Lage sein werden, sich neu zu formieren und ukrainische Städte zurückzuerobern. Gleichzeitig kündigt er in einem Interview mit Novayagazeta weiteren Nachschub aus Tschetschenien an:
Bis zu 10.000 unserer Kämpfer sind bereit, sich auf den Weg zu machen, und in naher Zukunft werden wir Odessa erreichen.
Wie immer sind Kadyrows Drohungen mit einer guten Prise Salz zu nehmen. Der dekadente Diktator schwingt gerne große Reden und ist bereits dafür bekannt, eine große Klappe, aber nicht viel dahinter zu haben.
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