Bald keine Likes mehr? So wollen Instagram und Facebook unser Verhalten ändern
Auf Social-Media-Plattformen sind Likes ein zentrales Element, das auf das Verhalten von Abermillionen von Nutzerinnen und Nutzern einen nicht zu unterschätzenden Einfluss hat. Jetzt soll bei Instagram und Facebook die Like-Funktion auf Wunsch verschwinden können. Was steckt da dahinter?
Millionen von Nutzerinnen und Nutzern von Social-Media-Plattformen schauen gierig auf die Likes, die sie bekommen oder lassen sich von den Likes, die andere und deren Posts bekommen, in ihrem Verhalten beeinflussen. Dieses neuartige soziale Verhaltensmuster hat nicht nur Psychologen, sondern auch die Chefs dieser Plattformen auf den Plan gerufen.
Instagram prüft seit 2019 die Beliebtheit und Auswirkungen der Likes
Nach Auskunft des Instagram-Chefs Adam Mosseri lässt die Plattform seit 2019 anhand von Gruppentests untersuchen, wie am besten mit der Like-Funktion umgegangen werden soll. Doch bei den erzielten Ergebnissen fehlt es an Eindeutigkeit, weshalb das Unternehmen jetzt beschlossen hat, den Nutzerinnen und Nutzern die Wahl zu überlassen.
Die Like-Funktion wird dementsprechend nicht allgemein desaktiviert, sondern jeder einzelne kann dann entscheiden, ob er die Likes eigener Posts bzw. die von Posts anderer sehen möchte. In einem vor kurzem eingestellten Newsroom-Post verkündet das Unternehmen aus San Francisco hierzu:
Die Leute [sollen] sich mehr auf den Kontakt zu Freunden und Inspiration fokussieren können, statt darauf, wie viele Likes sie oder andere Leute bekommen.
Likes beeinträchtigen unsere Psyche
Viele Psychologen sehen in der Like-Funktion eine Gefahr für nicht gefestigte Menschen, vor allem Jugendliche, denen oft der nötige Abstand fehlt. Zahllose Menschen werden so durch die geschönte oder absurde, auf jeden Fall völlig künstliche Selbstdarstellung in den Social Media in ihrer Wahrnehmung und Lebenseinstellung beeinflusst.
Nicht vergessen werden darf dabei auch der durchaus vorhandene Aspekt der direkten Belästigung, der mit der Nutzung dieser Plattformen einhergehen kann. Adam Mosseri sagt hierzu in einer Pressekonferenz:
Es liegt in unserer Verantwortung, das Gute zu verstärken und das Böse weitestmöglich zurückzudrängen.
Likes können gut für die Wirtschaft sein
Influencer sehen die Sache mit den Likes natürlich völlig anders. Denn für sie sind erhaltene Likes sozusagen bare Münze. Der Einfluss von Influencern misst sich in Likes, die dann über die Höhe der Beträge entscheiden, die die Sponsoren ihnen für neue Verträge ausschütten.
Sind Influencer also klare Fans der Like-Funktion, gefällt diese aber auch verschiedenen anderen Arten von Personen oder Unternehmen, die mithilfe der Likes die Relevanz von Beiträgen und Trends abschätzen möchten. An den Likes verdienen also nicht nur viele Menschen, sie haben auch einen enormen Einfluss auf unsere Gesellschaft.
Instagram geht voraus, Facebook wird folgen
Werden also künftig die Anwenderinnen und Anwender über die Sichtbarkeit von Likes auf ihrem Account entscheiden können, wird diese Entscheidung aber nicht endgültig sein. So kann jeder im Laufe der Zeit seine Meinung ändern und die Likes dann wieder sichtbar machen.
Nach Einschätzung von Adam Mosseri werden wohl viele Menschen zwischen der Anzeige von Like-Zahlen und dem Verzicht darauf pendeln, wie er es auch selbst tut. Die Abschalt-Funktion der Likes wird zunächst auf Instagram, ein paar Wochen später auch bei Facebook eingeführt werden.