Sahra Wagenknecht: "Habe Putin nie für sympathischen Mann gehalten"
Sahra Wagenknecht gilt in Deutschland als Putin-nahe Politikerin – ein Fehlschluss? In einem Interview stand sie nun Rede und Antwort.
Sie hat ihre eigene Partei gegründet und ist auf gutem Weg, im Osten viele Stimmen zu holen: Sahra Wagenknecht. Die Politikerin bezeichnet sich selbst meist als links-konservativ, viele sehen sie vor allem als eine Putin-Sympathisantin – zu Unrecht?
Sahra Wagenknecht versucht, sich von Putin zu distanzieren
Im Interview mit Paul Ronzheimer wird die 54-Jährige unter anderem nach ihrer Meinung zum Ukrainekrieg, Nawalnys Tod zu ihrer Einstellung in Bezug auf Russland und dessen Präsidenten ausgefragt. Den Vorwurf, sie sympathisiere mit Putin, weist sie zurück:
Ich hatte noch nie Sympathie mit dem russischen System. Ich habe Wladimir Putin nie für einen sympathischen Mann oder für einen Demokraten gehalten.
Da sie im weiteren Gesprächsverlauf jedoch regelmäßig betont, dass man mit Russland verhandeln müsse, fällt es schwer, zu glauben, dass Wagenknecht den russischen Präsidenten und sein Verhalten allzu kritisch sieht.
"Politisch verantwortlich", aber kein Mörder: Wagenknecht über Putins Rolle bei Nawalny-Tod
Als Ronzheimer die Dunkelhaarige explizit danach fragt, ob Putin ein Mörder sei, weicht Wagenknecht aus: Er sei "natürlich politisch verantwortlich" für Nawalnys Ableben. Aber an einen Mord scheint sie nicht zu glauben – stattdessen schimpft sie:
Es ist scheinheilig, wenn jetzt so getan wird, als sei er der einzige Diktator dieser Welt, der seine Kritiker zu Tode bringt. Man muss sich mit diesen Diktaturen auseinandersetzen, denn wir können nicht mit ihnen Krieg führen.
Mehr noch: Wagenknecht betont erneut, dass die aktuelle NATO-Strategie der Abschreckung der falsche Weg sei.
Die Politikerin fordert erneut Dialog mit Putin statt Ukraine-Unterstützung
Die BSW-Gründerin und Parteivorsitzende erklärt, dass Russland "zu Europa gehört" und man deswegen "zumindest versuchen" müsse, mit Putin zu verhandeln.
Dabei beruft sie sich auf Willy Brandts Ostpolitik – das habe sich damals auch bewährt. Außerdem riskiere man durch die aktive Ukraine-Unterstützung lediglich einen Krieg auf deutschem Boden:
Heute sagt man ,Wir müssen aufrüsten, wir müssen wieder auf Abschreckung setzen‘ – ich halte das für einen gefährlichen Kurs. [...] Also wenn wir den Krieg mit deutschen Waffen nach Russland tragen, dann tragen wir den Krieg nach Deutschland. Und das ist unverantwortlich gegenüber den Menschen in unserem Land.
Sie betont: Auch Ukraine sei "keine lupenreine Demokratie"
Ronzheimer erklärt, dass Putin den Krieg indirekt bereits nach Deutschland gebracht habe – durch tägliche Drohungen gegen Berlin. Und auch Kiew habe er damals angegriffen, obwohl er kurz zuvor noch betont habe, das er dies nicht vorhabe.
Daraufhin entgegnet Wagenknecht, nach wie vor überzeugt davon, dass man Verhandlungen führen solle – Putin habe "Interesse an einem Waffenstillstand". Das habe er unter anderem im Interview mit Tucker Carlson gesagt. Außerdem habe auch die Ukraine keine weiße Weste:
Auch in der Ukraine [herrscht] jetzt keine lupenreine Demokratie. Auch in ukrainischen Gefängnissen sind Oppositionspolitiker zu Tode gekommen, das ist keine Putin-Propaganda.
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Verwendete Quellen:
Podigee: Podcast von Paul Ronzheimer
BILD: Streitgespräch mit Paul Ronzheimer: Ist Putin ein Mörder, Frau Wagenknecht?