Was macht deutscher Müll in der Arktis?
Umweltverschmutzung ist ein immer wiederkehrendes Thema, das Grund zur Sorge bereitet. Während in einigen Ländern der Müll die Küsten belagert oder Tiere im Meer sich an Plastikstrohhalmen verschlucken, geht die Umweltverschmutzung immer weiter.
Selbst der Mars ist schon verschmutzt, das Weltall voll von Müll und jetzt sogar die Arktis. Wenn man an die weiße und kalte Landschaft im Norden denkt, dann kommt einem unschöne Verschmutzung durch Müll eher weniger in den Sinn, es passt einfach nicht ins Bild. Doch eine neue Studie zur Umweltverschmutzung legt nahe, dass selbst dort Plastik angekommen ist, darunter deutscher Plastikmüll!
Deutschland trägt zur Verschmutzung bei
Mithilfe von Arktisreisenden wurde an den Stränden Spitzbergens über fünf Jahre hinweg "angeschwemmter Plastikmüll gesammelt, den das Alfred-Wegener-Institut (AWI) nun ausgewertet hat", wie die Tagesschau berichtet.
Ein Drittel des Plastikabfalls in der Arktis stammt nach Analyse aus Europa, ein großer Teil davon sogar aus deutscher Produktion. Diese Ergebnisse, veröffentlicht im Magazin Frontiers, machen deutlich, dass "selbst reiche und umweltbewusste Industrienationen wie Deutschland signifikant zur Verschmutzung ferner Ökosysteme wie der Arktis beitragen", heißt es weiter.
Die neue Studie
Die durchgeführte Studie basiert auf der Citizen Science. Das bedeutet, dass Arktisreisende, die an der Studie teilnahmen, angeschwemmten Müll an den norwegischen Stränden von Spitzbergen sammelten. Melanie Bergmann, Studienautorin vom AWI, erklärt gegenüber Tagesschau24:
Sie haben den entlang bestimmter Strecken eingesammelt, dann für uns gezählt und gewogen und uns dann die Daten zugeschickt. [...] Etwa 30 Prozent davon kamen aus Russland, also ganz schön viel. Dann noch mal rund 15 Prozent aus Norwegen.
Die Analyse dieser gesammelten Müllteile hat ergeben, dass der Großteil aus der Fischerei kommt, also Reste von beispielsweise Fischernetzen. Jedoch konnte die Herkunft dieser Müllteile nicht ermittelt werden. Dies gelang bei nur einem Prozent des Mülls, auf dem noch Einprägungen oder Aufschriften zu erkennen waren. Wie die Tagesschau berichtet, stammt ein Mehrteil des angeschwemmten Mülls aus "Anrainerstaaten der Arktis".
80 Prozent Plastikmüll
Die Forschenden gelangen zu dem Ergebnis, dass zwischen den Jahren 2016 und 2021 etwa 23.000 Teile "mit einem Gesamtgewicht von 1620 Kilogramm" zusammenkamen. Davon waren ganze 80 Prozent Plastikmüll, die restlichen 20 Prozent waren Metallreste oder andere Reste. Doch wie gelangt der Müll in die Arktis?
Laut dem Forscherteam gebe es neben lokalen Müllquellen wie Fischerbooten direkt vor Ort, entfernte Müllquellen. Darunter fallen Müllreste aus Ländern wie den USA, Brasilien oder China. Über Gewässer gelangt der Müll ins Meer und die Ozeanströmungen sorgen für die Reiseroute, sodass der Müll schließlich bis in den Arktischen Ozean transportiert wird.
Deutscher Plastikmüll
Auch Deutschland trägt zur Umweltverschmutzung im Norden bei. Die Studie hat ergeben, dass etwa acht Prozent des "identifizierbaren Mülls aus deutscher Produktion" stammen, "darunter Teile von Gartenwerkzeug oder Flaschen". Bergmann schließt und gibt Hilfe zur Vermeidung dieses Problems:
Vor dem Hintergrund, dass Deutschland Europameister sowohl in der Plastik-Produktion als auch in Müllexporten ist, erscheint dieser verhältnismäßig hohe Beitrag weniger verwunderlich. [...] Unsere Ergebnisse verdeutlichen, dass selbst reiche und umweltbewusste Industrienationen wie Deutschland, die sich ein besseres Abfallmanagement leisten könnten, signifikant zur Verschmutzung ferner Ökosysteme wie der Arktis beitragen. [...] Wir müssen dran arbeiten, dass Fischer nicht mehr einfach ihre Seilenden oder Netze über Bord schmeißen, dass das Fischereigerät markiert wird oder dass Scheuerschutz, der am Meeresboden entlangreibt, verboten wird, weil er sich verheddern und dort bleiben kann.
Verwendete Quellen:
Tagesschau: 'Deutscher Plastikmüll in der Arktis'
Frontiers: 'Where does Arctic beach debris come from? Analyzing debris composition and provenance on Svalbard aided by citizen scientists'