Britische Corona-Variante mutiert und ähnelt plötzlich südafrikanischer Variante
Die ursprünglich in Großbritannien entdeckte Variante des Coronavirus mutiert erneut. Sie weist jetzt Eigenschaften auf, die denen der südafrikanischen Variante ähneln.
Die in Großbritannien entdeckte Variante des Coronavirus hat eine neue Mutation durchgemacht und scheint jetzt der besorgniserregenden südafrikanischen Variante zu ähneln.
Die britische Variante mutiert erneut
Bei einer der ersten Genomsequenzierungen der britischen Variante, die auch als B.1.1.7 bezeichnet wird, stellt sich damals heraus, dass diese bis 70 Prozent ansteckender ist als der ursprüngliche Virusstamm.
Jetzt hat B.1.1.7 aber eine erneute Mutation durchgemacht, mit der diese britische Variante jetzt genauso besorgniserregend erscheint wie die Varianten aus Südafrika und Brasilien.
Zu dieser Entdeckung ist es während der Tests, die in Großbritannien zur Zeit von Haus zu Haus erfolgen, innerhalb von acht verschiedenen Regionen Englands gekommen. Diese Massentests sind angelaufen, da die südafrikanische Variante ohne nachvollziehbaren Grund in Großbritannien aufgetreten ist.
Bei Tests in Bristol sind am Dienstag 11 Fälle der beunruhigenden Mutation innerhalb der Kent-Variante festgestellt worden. Tests in Liverpool zeigen hingegen 32 Fälle auf, in denen diese Mutation innerhalb der ursprünglichen britischen Variante B.1.1.7 zu beobachten ist.
Bedrohliche Mutation
Professor Calum Semple, ein Mitglied der Scientific Advisory Group for Emergencies (SAGE) und wissenschaftlicher Beirat für medizinische Notfälle, erklärt die Umstände vor BBC Radio wie folgt:
Diese Mutation ist von großer und bedrohlicher Bedeutung, wir nennen sie E484K. Sie ist auch spontan innerhalb der neuen Kent-Variante in verschiedenen Landesteilen aufgetreten.
Bei verschiedenen der entdeckten Fälle ist zudem nachgewiesen worden, dass diese nicht auf internationale Reisen zurückzuführen sind. Daraus kann man schließen, dass die Mutation wohl tatsächlich viel verbreiteter ist, als man von den Tests ausgehend erschließen kann.
Die Gesundheitsbehörden werden jetzt ihre "Haus-zu-Haus"-Testaktion fortsetzten, um damit etwa 80.000 Menschen in England zu erfassen, mit dem Ziel, die Verbreitung dieser neuen Mutation abschätzen zu können.
Der Gesundheitsminister Matt Hancock wendet sich daraufhin an die Öffentlichkeit. In einer Rede vor dem Parlament unterstreicht er, dass es jetzt noch wichtiger ist als zuvor, zuhause zu bleiben und die Lockdown-Maßnahmen zu befolgen:
In all diesen Regionen ist es jetzt unverzichtbar, dass die Menschen unbedingt zuhause bleiben und nur vor die Tür gehen, wenn es absolut unerlässlich ist.
Wieso ist diese neue Mutation besorgniserregend?
Die neue Mutation der britischen Variante, E484K benannt, hat bei vielen Wissenschaftlern Bedenken ausgelöst. Denn deren Existenz könnte nämlich bedeuten, dass das Virus die Immunantwort des Körpers umgehen kann, was dann auch vielleicht die Wirksamkeit von Impfungen absenkt.
Impfstoff-Testergebnisse aus Südafrika haben bereits gezeigt, dass die Impfstoffe gegenüber der südafrikanischen Virusvariante weniger wirksam sind, im Vergleich zu den Tests in Großbritannien oder Nordamerika.
Für den neuen Impfstoff Novavax gilt in Großbritannien während seiner dritten Testphase eine Wirksamkeit von 89 Prozent. Für denselben Impfstoff ist dagegen in Südafrika nur eine Wirksamkeit von 60 Prozent in der 2B-Testphase festgestellt worden. Die E484K-Mutation ist nach den südafrikanischen Tests bei zwischen 90 bis 95 Prozent der Fälle zugegen.
Moderna hat bekannt gemacht, dass der hauseigene Impfstoff sehr voraussichtlich auch gegenüber der neuen Mutation wirksam sein wird. Dennoch ist abzusehen, dass die durch deren Impfungen geschaffene Immunität dann hier nicht so hoch bzw. nicht so beständig ausfallen wird.
Auch am verbreiteten Pfizer-Impfstoff arbeitende Forscher glauben, dass dieser gegen E484K wird bestehen können. Die Forscher von Oxford/AstraZeneca werden hierzu erst Ende dieser Woche ihre Ergebnisse vorlegen.